23.12.2011

Merkurs Magnetfeld – im Keim erstickt

Sonnenwind soll dem inneren Dynamoprozess Merkurs entgegenwirken und so dessen Magnetfeld schwächen.

Planetare Magnetfelder werden durch Strömungen in den heißen, flüssigen Eisenkernen der Planeten erzeugt. Messungen von Mariner 10 in den Jahren 1974/75 haben gezeigt, dass auch Merkur ein Magnetfeld besitzt. Nach den Standardmodellen sollte der Dynamoeffekt in seinem Metallkern ähnliche Feldstärken erzeugen wie bei der Erde. Merkurs Magnetfeld ist jedoch etwa 150-mal schwächer als das unseres Planeten. Das hat die Nasa-Raumsonde Messenger bestätigt.

Abb.: Merkur im Fokus: Die Raumsonde Messenger – von der dieses Foto stammt – hat bestätigt, dass der innerste Planet ein 150-mal schwächeres Magnetfeld besitzt als die Erde. (Bild: Nasa / Johns Hopkins / Carnegie Institution)


Wie lässt sich die große Diskrepanz in der Feldstärke erklären? Diese Frage hat nun eine Gruppe um Karl-Heinz Glaßmeier von der Technischen Universität Braunschweig beantwortet. Eine große Rolle spielt dabei der Sonnenwind – ein ständig wehender Strom aus geladenen Teilchen. Mit einer mittleren Sonnendistanz von nur 58 Millionen Kilometern – rund einem Drittel des Abstands Erde–Sonne – ist Merkur diesen Partikeln besonders stark ausgesetzt.

Das führe zu starken elektrischen Strömen in der Magnetosphäre des Planeten, deren Magnetfelder dem inneren Dynamoprozess entgegenwirken. Die neuen Computermodelle des Teams zeigen, dass ein auf diese Weise rückgekoppelter Dynamo tatsächlich möglich ist. Die Ergebnisse zeigen eindeutig, dass die Rückkopplung letztlich zu dem schwachen Magnetfeld führt.

Nun warten die Forscher der TU Braunschweig und des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung auf die weiteren Magnetfeldmessungen der Raumsonde Messenger sowie auf Beobachtungen der beiden Satelliten der europäisch-japanischen Mission Bepicolombo. Die Mission trägt ein von der TU Braunschweig entwickeltes Instrument. Vom Jahr 2020 an wollen die Forscher damit Merkurs Magnetfeld mit großer Präzision vermessen. Mit diesen neuen Daten wird sich die Idee eines durch den Sonnenwind geschwächten Dynamos überprüfen lassen.

HOR / TUB / PH

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