Messsystem wird flügge
Forschungsprojekt zur Hochtemperaturmessung erhält finanzielle Unterstützung zur Start-Up-Gründung.
Ob im Stahlwerk, in einer Gießerei oder in anderen Bereichen, wo hohe Temperaturen beherrscht werden müssen, steht die Überwachung des Schmelzgutes im Mittelpunkt. Temperaturschwankungen können hier für die Qualität von Legierungen, die zum Beispiel im medizinischen Bereich zum Einsatz kommen sollen, verheerende Folgen haben. Mit den heute zur Verfügung stehenden Technologien ist eine kontinuierliche Überwachung noch nicht möglich. Hier setzt das „Corant Technology Network“ an, das aus einem Zusammenschluss von produkt- und technologieorientierten Unternehmen und Forschungseinrichtungen besteht. Sein Ziel ist es, auf dem Gebiet der energie- und ressourceneffizienten Hochtemperaturmessung und -überwachung neue Wege zu gehen. Zu dem Netzwerk gehören u. a. das Institut für Physik der Technischen Universität Chemnitz sowie das Institut für Konstruktion und Verbundbauweisen, ein An-Institut der TU.
Abb.: Steve Pittner, einer der vier Gründer im EXIST-Forschungstransfer CORANT, überwacht an einem für Untersuchungen im Vakuum umgerüsteten Hochtemperaturofen die elektrischen Messungen während des Aufheizens auf 1600 °C. (Bild: TU Chemnitz)
Im Rahmen eines mehr als zweijährigen Forschungsprojektes entwickelten die Forscher ein Messsystem zur Kontaktmessung von sehr hohen Temperaturen im Bereich von 1200 bis 1600 °C. Das System ist vergleichbar mit einem in Metallschmelzen eintauchbaren Thermometer und lässt sich in zwei wichtige Komponenten zerlegen: ein Sensorelement im Kern, das die Temperatur elektronisch ausliest, sowie einen Außentubus, der wie ein Mantel das Sensorelement vor aggressiven Schmelzen und oxidierenden Atmosphären schützt. Die durch das System Corant messbaren sehr hohen Temperaturen werden etwa in Stahlschmelzen, in Feingießereien sowie in der Zement- und Glasindustrie erreicht.
„Viele Firmen bekunden bereits ihr Interesse an einem derartigen Messsystem, welches deutliche Mehrwerte schaffen würde, da derzeit keine verlässliche oder gar keine Temperaturmessung im angestrebten Temperaturbereich möglich ist und somit auch keine damit verbundene Prozesskontrolle stattfinden kann“, sagt Mario Körösi, kaufmännischer Leiter und Mitgründer bei Corant.
Die Innovation soll nun in eine neue Firma überführt werden. Dafür stehen im Rahmen des vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekts „EXIST Forschungstransfer" mehr als 500.000 Euro zur Verfügung. Diese dienen dem Wissens- und Technologietransfer für die Weiterentwicklung des Sensors und ebnen den Weg zum Start-up-Unternehmen. „Der EXIST Forschungstransfer ermöglicht es uns nun, die bereits vielversprechenden Forschungsergebnisse weiterzuentwickeln und erfolgreich auszugründen“, freut sich Daniel Lehmann, technischer Projektleiter am Institut für Physik.
Das Chemnitzer Team wird auch weiterhin mit seinen Industriepartnern kooperieren zu denen u. a. die NRU GmbH Neukirchen, die INOVAP Innovative Vakuum- und Plasmatechnik GmbH Dresden und die Porzellanfabrik Hermsdorf GmbH gehören. In den nächsten Monaten sollen die Entwicklungsarbeiten am Sensor abgeschlossen werden, bevor im Laufe des kommenden Jahres die GmbH als Spin-off der TU gegründet wird.
TU Chemnitz / AH