Mikrolaser emittiert chaotische Lichtpulse
Auf neuer Technik basierende Mikrochips könnten Datenübertragung abhörsicherer machen.
Während in der makroskopischen Welt Chaos in der Regel lieber vermieden wird, können sich Quantenphysiker über diesen Zustand geradezu begeistern: „Chaos ist eine hochinteressante Eigenschaft unserer Systeme“, so Stephan Reitzenstein vom Institut für Festkörperphysik an der TU Berlin. Neben ihrer faszinierenden Physik spielen chaotische Systeme in der abhörsicheren Informationsübertragung eine große Rolle, da mit ihnen unter anderem Zufallszahlen für die Verschlüsselung von Daten generiert werden können. Für die Erzeugung chaotischer Signale wird unter anderem ein selbstpulsender Laser benötigt, also eine Lichtquelle, die unregelmäßig Photonen emittiert, und ein entsprechend sensibler Detektor.
Abb.: Schematischer Aufbau eines Mikrolasers mit Quantenpunkten (Bild: TU Berlin)
Stephan Reitzenstein und seinem Team in Kooperation mit der Arbeitsgruppe von Kathy Lüdge und Kollegen der Universität Würzburg ist es jetzt im Rahmen seines ERC Consolidator Grants „EXQUISITE“ gelungen, Mikrolaser und Mikrodetektoren in einem Abstand von wenigen Mikrometern auf einem gemeinsamen Mikrochip zu integrieren und zu koppeln. Das gesamte System ist so winzig, dass es nur unter dem Mikroskop sichtbar ist. Die Wissenschaftler demonstrierten, wie in diesem System das emittierte Laserlicht vor Ort detektiert und elektrisch verstärkt dem Laser wieder zugeführt wird. „Dieses kleine rückgekoppelte optische Netzwerk ist bei geeigneten Betriebsparametern äußerst instabil, was zu einem faszinierenden chaotischen Emissionsverhalten führt“, so Stephan Reitzenstein.
Miniaturisierte Halbleiterbauelemente auf engstem Raum gekoppelt bilden eine wichtige Grundlage für die moderne Informationstechnologie. In der aktuellen Forschung erreicht man dabei bereits das Quantenregime, in dem klassisch nicht erklärbare physikalische Effekte eine zentrale Rolle in der Bauteilfunktion spielen können. Hier hat das entwickelte Mikrolaser-Mikrodetektor Konzept als integrierte Lichtquelle großes Anwendungspotential.
So zeigt diese Lichtquelle bei optimierten Betriebsparametern eine Art Selbstpulsen, was zukünftig für die gezielt steuerbare Emission einzelner Photonen in äußerst kompakten Einzelphotonenquellen genutzt werden soll. Dies kann ebenfalls Anwendung in der Datenübertragung finden – in diesem Fall in der vollkommen abhörsicheren Quantenkommunikation durch die Informationsübertragung mittels einzelner Photonen.
TU Berlin / JOL