12.12.2006

Missionsende für Reiter

Nach fünfeinhalb Monaten ist die Zeit für den deutschen Astronauten Thomas Reiter als Langzeitbewohner der Internationalen Raumstation ISS vorbei.

 

Washington (dpa) - Nach fünfeinhalb Monaten ist die Zeit für den deutschen Astronauten Thomas Reiter als Langzeitbewohner der Internationalen Raumstation ISS vorbei. Nur wenige Stunden nach dem perfekten Andocken des Space-Shuttle «Discovery» am späten Montagabend MEZ wurde der 48-Jährige von der angereisten Amerikanerin Sunita «Suni» Williams (41) abgelöst und zog sozusagen mit Sack und Pack in die «Discovery» um, mit der er am 21. Dezember wieder auf die Erde zurückkehren soll. Es war ein bitter-süßer Moment für den Deutschen: Er freut sich nach eigenen Angaben sehr auf daheim, auf das Wiedersehen mit der Familie und Freunden, aber natürlich war er gern im All und hat jede Minute genossen.

Vor dem Stabwechsel musste die just angekommene siebenköpfige Raumfähren-Crew ungeplant einen Shuttle-Flügel auf mögliche Schäden durch den vermuteten Aufprall eines Mikrometeoriten hin untersuchen. Aber auch das trübte die freudige Aufregung bei Reiter und Williams nicht: Die NASA sah nach einer ersten Prüfung keinen Grund zur Sorge.

Und so konnte sich die mit der Ankunft der «Discovery» vorübergehend auf zehn angeschwollene Astronauten-Truppe im All auch voll auf die bevorstehende große Aufgabe konzentrieren - die Umstellung des bisher nur provisorischen ISS-Stromversorgungsnetzes bei insgesamt drei je sechsstündigen Außenbordeinsätzen. Ohne diese Verbesserung wäre ein weiterer Ausbau der Station nicht möglich. Die NASA selbst sprach von den bisher kompliziertesten Außenarbeiten.

Christer Fuglesang, der erste Schwede im All, und der Amerikaner Bob Curbeam sollten am Dienstag mit der Montage einer etwa zwei Tonnen schweren containerförmigen Vorrichtung den Anfang machen. An das neue Teil werden im nächsten Jahr Sonnensegel angebracht, die bisher an einer anderen Stelle sitzen und seit 2000 im Einsatz sind. Eine Hälfte dieser Segel soll am Mittwoch ferngesteuert von der Erde zusammengefaltet werden, weil sonst zwei neue im vergangenen September anmontierte Sonnen-Flügel keinen Platz zum Rotieren hätten.

Eine solches Faltmanöver hat es noch nie gegeben, seit die ISS 1998 die Erde zu umkreisen begann - und die NASA ist deshalb auch etwas nervös, weil niemand genau weiß, in welchem Zustand die Segel sind. «Es ist so, als würde man eine Landkarte zusammenfalten, die seit sechs Jahren in der Sonne gelegen hat», beschreibt es ISS- Flugdirektor John Curry im Kontrollzentrum Houston (Texas). Und genauso knifflig wird es dann weitergehen. Ist das Zusammenfalten gelungen, werden je zwei Astronauten bei Außeneinsätzen am Donnerstag und Samstag mit dem Umstecken von Elektrokabeln beginnen, damit die neuen Sonnensegel aktiviert werden können. Weil während der Arbeiten der Strom abgeschaltet werden muss, geschieht das in zwei Teilen, damit die ISS nie ganz ohne «Saft» ist.

«Auf uns kommen spannende aufregende Tage zu», sagte Shuttle- Flugdirektor Tony Ceccacci in Houston nach dem Andocken der «Discovery», das nach seinen Worten so reibungslos verlief, «wie man es sich nur erträumen kann». Vor dem Anlegen hatte Raumfähren- Kommandant Mark Polansky mit dem Shuttle noch ein Purzelbaum- Rückwärts-Manöver absolviert, das heißt, das Fahrzeug so gedreht, dass die Hitzekacheln am Shuttle-Bauch von dem Langzeit-Trio in der ISS gefilmt werden konnten, um mögliche Schäden zu entdecken. Zwar wurden Verfärbungen und einige mögliche Absplitterungen entdeckt, aber auch hier zeigte sich die NASA gelassen.

Für Reiter und Williams wurde der Wechsel mit dem Austausch ihrer Spezialsitze offiziell: Der des deutschen wurde von der angedockten Sojus-Kapsel in den Shuttle gebracht, der seiner Nachfolgerin ging den umgekehrten Weg. Schon beim Annähern an die ISS hatte sich Williams die Nase an einem Shuttle-Fenster platt gedrückt und über ihr neues Zuhause geschwärmt: «Es sieht so schön aus.»

Gabriele Chwallek, dpa

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