Mit laserbasiertem Abbildungsverfahren Tierversuche vermeiden
Neue Methode misst die Wirkung entwicklungsneurotoxischer Chemikalien ohne Versuche an Säugetieren.
Das Gehirn von Säuglingen reagiert empfindlicher auf Chemikalien als das erwachsener Menschen. Daher können Industriechemikalien, Pflanzenschutzmittel, Inhaltsstoffe von Kosmetika oder Arzneimittel das sich entwickelnde Nervensystem während der Schwangerschaft oder auch nach der Geburt schädigen. Die Anzahl bisher untersuchter Chemikalien ist gering, da die erforderlichen Testverfahren sehr aufwändig sind und eine hohe Anzahl von Tierversuchen mit Labornagern erfordern. Ein Zellkulturtest würde Zeit sparen, kostengünstiger sein – und viel wichtiger: Tierversuche ersetzen. Forscher der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und des Laser-
Ein essenzieller Aspekt der Gehirnentwicklung ist die präzise Verknüpfung zwischen den Nervenzellen. Das Testsystem erfasst, nachdem eine Chemikalie zugefügt wurde, die Störungen der neuronalen Verschaltung von Pionieraxonen zum zentralen Nervensystem. Pionieraxone sind im sich entwickelnden Organismus die Nervenzellen, die die ersten Zellfortsätze ausbilden. Die auswachsenden Zellfortsätze dieser Pionierneuronen bahnen sich entlang von Wegweisermolekülen ihren Weg zum zentralen Nervensystem. „Die zellulären Mechanismen dieser Navigation neuronaler Fortsätze sind zwischen wirbellosen Tieren und der Hirnrinde von Säugetieren während der Evolution nicht verändert worden“, erläutert Gerd Bicker von der TiHo Hannover. „Daher erlaubt die Sensitivität auf gefährliche Chemikalien im Insektenembryo-
Bicker und seine Kollegen haben die anatomische Form der Pionierneuronen dreidimensional visualisiert und exakt vermessen. Dazu haben sie Embryos der Heuschrecken mit dem CRISTAL-
Ein Algorithmus aus der medizinischen Röntgencomputertomographie errechnet dann das 3D-Bild. Anschließend können die Wissenschaftler die Pionierneuronen durch eine digitale Bildanalyse mit einem halbautomatischen Segmentierungsverfahren darstellen und in ihrer Wuchsform vermessen. So identifizierte das Segmentierungsverfahren beispielsweise die Testsubstanzen Methylquecksilber oder Natriumarsenit in Übereinstimmung mit epidemiologischen Daten und Tierversuchen als entwicklungsneurotoxisch. „Jetzt validieren wir den Insektenembryo-
TiHo Hannover / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
K. Bode et al.: Scanning laser optical tomography resolves developmental neurotoxic effects on pioneer neurons, Sci. Rep. 10, 2641 (2020); DOI: 10.1038/s41598-020-59562-7 - AG Zellbiologie (G. Bicker), Institut für Physiologie und Zellbiologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
- Abt. für industrielle und biomedizinische Optik, Laser-Zentrum Hannover