Mit Terahertz-Strahlung das Innere der Zelle ergründen
Gemeinsame Forschungsgruppe des Exzellenzclusters PoL und des HZDR zur Entschlüsselung von Biomolekülen.
Ellen Adams leitet seit Dezember 2021 die neue DRESDEN-concept Forschungsgruppe für Physikalische Chemie biomolekularer Kondensate. Ihre Tenure-Track-Stelle mit Aussicht auf eine Professur wird gemeinsam vom Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf und vom Exzellenzcluster Physics of Life an der TU Dresden getragen. Ziel ist es, mittels neuester Terahertz-Technologien biophysikalische Prozesse von Grenzflächen – membranlosen Kondensaten – im Zellinnern zu entschlüsseln, die beispielsweise eine Rolle bei neurodegenerativen Erkrankungen spielen.
Adams promovierte 2016 in Physikalischer Chemie an der Ohio State University, USA. Anschließend forschte sie als Postdoc an der KTH Royal Institute of Technology, Stockholm, Schweden, und an der Ruhr-Universität Bochum, wo sie erstmals die Hydratationseigenschaften von biomolekularen Kondensaten mit Hilfe von Terahertz-Spektroskopie untersuchte. „Die Ergebnisse meiner Forschung haben nicht nur Auswirkungen auf die Biologie, sondern auch auf viele andere Bereiche, in denen Wasser eine wichtige Rolle spielt, darunter viele Bereiche der physikalischen Chemie, Biochemie und Atmosphärenchemie. Um meine Forschungsziele zu erreichen, ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen vielen Forschungsbereichen unerlässlich. Das Exzellenzcluster PoL und das HZDR bieten mir eine großartige Möglichkeit, meine Forschung fortzusetzen“, erklärt die Wissenschaftlerin.
Konkret wird sich Adams mit grundlegenden physikalischen Phänomenen biologischer Grenzflächen befassen. Seit der Erfindung des Mikroskops ist bekannt, dass bestimmte Bereiche in Zellen durch Grenzflächen in Organellen eingeteilt sind und dadurch Bereiche mit verschiedenen Funktionen in Zellen entstehen. Die seit Langem bekannten Organellen, wie beispielsweise der Zellkern, werden dabei durch eine biologische Membran abgetrennt. Umso verblüffender war die in Dresden erfolgte Entdeckung von membranlosen, aber dennoch abgegrenzten Organellen. Letztere entstehen durch eine Flüssig-Flüssig-Phasentrennung im Zellinnern, ähnlich wie Öltropfen, die sich ohne eine Membran von der umgebenden Flüssigkeit abgrenzen.
Fehler in der Entstehung und Auflösung solcher Entmischungen stehen mit verschiedenen Krankheiten in Zusammenhang und somit ist deren Regulation ein wichtiger Forschungsgegenstand. Genau daran wird die neue Gruppe arbeiten. Ziel ist es, die physikalischen Eigenschaften der Grenzschichten und die Rolle des Wassers als Strukturbestandteil dieser biologisch reaktiven Tropfen zu verstehen und gezielt zu beeinflussen. Am HZDR findet die Forscherin die für ihre Vorhaben erforderlichen hochkarätigen experimentellen Voraussetzungen. Hier ist es schon heute möglich, Terahertz-Strahlung für die Erforschung von Biomolekülen zu nutzen.
HZDR / RK
Weitere Infos
- DRESDEN-concept Research Groups, Technische Universität Dresden
- Cluster of Excellence „Physics of Life“, Technischen Universität Dresden
- Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf