Freie und verantwortungsvolle Wissenschaft
Die Vereinigung Deutscher Wissenschaftler veröffentlicht ihr „Hamburger Manifest“.
VDW / Alexander Pawlak
Die Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) wurde am 1. Oktober 1959 während der DPG-Tagung in Berlin gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehören Carl Friedrich von Weizsäcker sowie die Nobelpreisträger Max Born, Otto Hahn, Werner Heisenberg und Max von Laue, alle Unterzeichner der Göttinger Erklärung.
Die VDW setzt sich insbesondere für eine offene Debatte über die gesellschaftlichen Folgen von Forschung und für die Freiheit der Forschung ein. Anlässlich eines Symposiums zum 85. Geburtstag des Klimaforschers Hartmut Graßl in Hamburg hat die VDW ihr „Hamburger Manifest“ veröffentlicht, einen eindringlichen Appell führender Wissenschaftler:innen für die Freiheit der Forschung, den Schutz der Lebensgrundlagen und eine verantwortungsvolle Wissenschaft im Dienste des Friedens.
Der vielfach eingeschlagene Weg der Konfrontation, Ignoranz und Aufrüstung gefährde nicht nur den Weltfrieden, heißt es im Manifest, sondern sei ein Angriff auf das internationale Völkerrecht, die Demokratie offener Gesellschaften und auf das Verhältnis von Mensch und Natur.
Nur gemeinsam lassen sich die globalen Probleme lösen, welche die wissenschafts- und technologiebasierte Zivilisation der Menschheit existenziell bedrohen: das Artensterben, der menschgemachte Klimawandel und die nukleare Bedrohung.
Diese globalen Gefahren dürften nicht marginalisiert oder verdrängt werden. Die entscheidende Rolle einer freien, verantwortungsvollen und auch selbstkritischen Wissenschaft gerate aber mehr und mehr in Gefahr. In einigen Ländern werde Wissenschaftsfeindlichkeit zum Programm und globale Risiken sollen durch die Schließung der „gesellschaftlichen Wächterfunktion“ zum Verschwinden gebracht werden.
Die Entwicklungen in den USA sind da besonders besorgniserregend. Vor den Folgen einer wissenschaftsfeindlichen Politik warnte John P. Holdren, der ehemalige Wissenschaftsberater von Barack Obama, schon während der ersten Präsidentschaft von Donald Trump.
Um den bedrohlichen Entwicklungen zu begegnen schlägt der VDW in seinem Manifest eine offene Diskussion der Wissenschaft mit der Gesellschaft – gerade auch im Hinblick auf die globalen Probleme und Lösungswege – und die Sicherung einer unabhängigen und freien Wissenschaft und Lehre vor. Internationale Kooperationen sollten fortgeführt und ein selbstkritischer Dialog innerhalb der Wissenschaften gefördert werden. Dabei gelte es, sich klar gegenüber wissenschaftlichem Lobbyismus und damit einhergehenden Interessenkonflikten zu positionieren und damit Transparenz und Integrität zu stärken.
„Angesichts wachsender globaler Krisen müssen Wissenschaft und Forschung wieder zu einem Motor des Friedens und der Kooperation werden. Wissenschaftliche Freiheit ist ein Privileg, das gesellschaftliche Verantwortung impliziert“, betont VDW-Vorsitzender Götz Neuneck.
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