Moleküle mit Schalter
Neue Werkzeuge für die superauflösende Mikroskopie.
Ähnlich wie der Schalter eines elektrischen Geräts lässt sich ein photochromes Molekül so steuern, dass es zwischen zwei Zuständen hin- und herwechselt. Die Steuerung geschieht durch Licht: Von der Wellenlänge des Lichts, das auf das Molekül trifft, hängt es ab, welche von zwei möglichen Strukturen das Molekül annimmt. Der Wechsel zwischen den zwei Zuständen lässt sich durch die Kopplung des photochromen Moleküls mit stark fluoreszierenden Molekülen sichtbar machen. Nur wenn es sich in der „Ein“-
Abb.: Ein photochromes Molekül kann wie ein Lichtschalter durch einen Laserstrahl ein- oder ausgeschaltet werden. Von der Wellenlänge hängt es ab, welche von zwei möglichen Strukturen das Molekül annimmt. (Bild: J. Maier, U. Bayreuth)
Deshalb sind photochrome Moleküle unter anderem für die superauflösende optische Mikroskopie von großem Interesse. Denn um Strukturen mit einem optischen Mikroskop sichtbar machen zu können, die kleiner als zweihundert Nanometer sind, benötigt man einzelne Moleküle, die in der Lage sind, zwischen einem sichtbaren „Ein“- und einem „Aus“-
Allerdings gibt es ein grundsätzliches Problem, das dieser Anwendung im Weg steht. Die Fluorophore haben die Eigenschaft, dass sie auch spontan aufleuchten – unabhängig davon, im welchem Zustand sich das photochrome Molekül befindet. Solange unsicher ist, ob das Aufleuchten der Fluorophore zufällig geschieht oder durch eine Strukturänderung des photochromen Moleküls, lässt sich das „Ein-“ und „Ausschalten“ des Moleküls nicht zielgerichtet hervorrufen. Man gewinnt dann für die superauflösende optische Mikroskopie keinen Vorteil gegenüber den heute überwiegend verwendeten Farbstoffen.
An diesem Punkt ist jetzt eine Forschergruppe um Jürgen Köhler und Mukundan Thelakkat an der Uni Bayreuth einen entscheidenden Schritt weitergekommen. Die Wissenschaftler haben das stochastische Blinken der Fluorophore einerseits und ihr Aufleuchten im Falle einer Strukturänderung des photochromen Moleküls andererseits genauer untersucht. Dabei stellten sie fest, dass das Aufleuchten durch einen gezielten Lichtstrahl auf das photochrome Molekül mit einer Wahrscheinlichkeit zwischen 70 und 90 Prozent ausgelöst wurde. In einigen speziellen Fällen lag diese Wahrscheinlichkeit sogar bei 95 Prozent.
Das Team konnte diese Ergebnisse durch Untersuchungen an einer neuen Molekülverbindung erzielen. Dabei handelt es sich um eine Triade, ein Dreierbündnis von Molekülen. Im Zentrum befindet sich ein photochromes Molekül, genauer: ein Molekül aus der Gruppe der Dithienyl-
Einzelne photochrome Moleküle können jetzt nicht nur mit Licht ein- und ausgeschaltet werden, sondern die dadurch erzielten sichtbaren Effekte lassen sich erstmals auch mit hoher Wahrscheinlichkeit als solche identifizieren. Dadurch eröffnen sich neue Anwendungsmöglichkeiten in der Forschung. „Die neuen Triaden können beispielsweise wertvolle Unterstützung leisten,“ erläutert Köhler, „wenn es darum geht, die Strukturen von komplexen Molekülen – beispielsweise auch von biologischen Systemen – aufzuklären.“
U. Bayreuth / RK