Molekulare Schwingungen per Resonator verstärkt
Neues Verfahren ermöglicht Identifikation von Molekülen auch bei sehr niedrigen Konzentrationen.
Bestrahlt man Moleküle mit Laserlicht, so beginnen diese charakteristisch zu schwingen und ebenfalls Licht auszusenden. Bei niedrigen Konzentrationen ist diese Abstrahlung aber sehr schwach. Eine Gruppe von Wissenschaftlern unter der Leitung von Ioachim Pupeza vom MPI für Quantenoptik konnte jetzt einen Weg aufzeigen, die Abstrahlung der Moleküle nach ihrer Anregung zu verstärken und so die Empfindlichkeit der molekularen Laserspektroskopie erheblich zu verbessern.
Dazu schicken die Forscher die Laserpulse in einen mit Gas gefüllten optischen Resonator. In dem Resonator wurden die zugeführten Laserpulse über mehrere Spiegel in sich selbst zurückgeführt, so dass sich die Pulse mit ihren Vorgängern und Nachfolgern am Ende zeitlich überlagern. Dadurch werden die Pulse und die molekularen Antworten verstärkt. Dem Team gelang es nun erstmals, die optischen Wellenformen der verstärkten molekularen Antworten aus dem Resonator wieder ausgekoppelt und mit feldaufgelöster Spektroskopie abzutasten.
Dafür galt es einige Herausforderungen zu meistern. „Bisher konnten passive optische Überhöhungsresonatoren nur Bandbreiten von weniger als zwanzig Prozent der optischen Zentralfrequenz abdecken und wurden meist bei Wellenlängen im nahen Infrarot betrieben“, erklärt Philipp Sulzer vom MPI für Quantenoptik. Um einen bedeutenden Teil des Fingerabdruckbereichs im mittleren Infrarot abzudecken, mussten die Forscher neu überlegen, welche optischen Elemente und Regelmechanismen für den Aufbau des Resonators verwendet werden können.
Außerdem dürfen die ultrakurzen Pulse für die feldaufgelöste Spektroskopie ihre Wellenform während eines Umlaufs durch den Resonator nicht verändern. Schließlich fanden die Laserphysiker eine Konfiguration, die aus vier goldbeschichteten Spiegeln, feuchtigkeitskontrollierter Luft und einer keilförmigen Diamantplatte zur Ein- und Auskopplung des Lichts im Resonator besteht. Ihr Ansatz ermöglicht eine Steigerung der Energie, die in der molekularen Antwort nach der impulsiven Anregung enthalten ist, um einen Faktor von mehr als 500.
„Der neue Messaufbau kombiniert unsere bisherige Arbeit an Überhöhungsresonatoren mit unserer Expertise in der feldaufgelösten Spektroskopie“, erklärt Pupeza. „Die Ergebnisse eröffnen Perspektiven für die breitbandige Gasspektroskopie mit Empfindlichkeiten von eins zu einer Billion Teilchen. Gleichzeitig bietet die Technik wegen der vergleichsweise schmalen Absorptionslinien in der Gasphase hohes Potenzial für komplexe Gasgemischen wie die menschlichen Atemluft, in der manche Bestandteile in sehr hoher, manche jedoch in sehr niedriger Konzentration vorliegen. Unser neuer Ansatz erhöht die Chancen, künftig Krankheiten über Atemluft verlässlich zu detektieren und damit zum Beispiel neue, nichtinvasive Methoden zur Überwachung von Therapien bereitzustellen.“
MPQ / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
P. Sulzer et al.: Cavity-enhanced field-resolved spectroscopy, Nat. Photonics, online 22. August 2022; DOI: 10.1038/s41566-022-01057-0 - Field-resolved Infrared Metrology (I. Pupeza), Attoworld, Max-Planck-Institut für Quantenoptik, Garching & Ludwig-Maximilians-Universität München