15.07.2004

Morning Glory

Ein australisches Wetterphänomen soll als Forschungsgrundlage zur besseren Vorhersage tropischer Stürme dienen.




Meteorologen der im australischen Melbourne gelegenen Monash University hoffen, mit Hilfe ihrer Untersuchungen einer bestimmten Wolkenformation, die nur in Australien regelmäßig anzutreffen ist, tropische Stürme genauer vorhersagen zu können.

Die Wolkenformation, genannt "Morning Glory", kann jährlich wiederkehrend im Golf von Carpentaria beobachtet werden. Professor Michael Reeder, Meteorologe an der School of Mathematical Sciences der Monash University, untersucht zusammen mit Kollegen der School of Geography and Environmental Science, dem Bureau of Meteorology sowie Wissenschaftlern der Universität München die Entstehung dieser besonderen Wolkenformation.



"Morning Glory-Formationen kommen zwar auch in anderen Teilen der Welt vor, Australien ist aber der einzige Ort, an dem sie regelmäßig auftreten, und somit ideal für wissenschaftliche Beobachtungen", erläutert Professor Reeder. Das spektakuläre Naturschauspiel hat seinen Ursprung in Seewinden, die über der Cape York Halbinsel auftreten. Wenn der Wind den Golf westwärts überquert und sich bis in die Abendstunden hält, lässt der südliche Teil des Windes die Morning Glory-Formation entstehen. "Wenn Seewinde von beiden Seiten der Halbinsel zusammentreffen, prallen diese aufeinander und erzeugen eine atmosphärische Welle. Diese Wellen ähneln ein wenig jenen auf der Meeresoberfläche, wobei die Wolken die Krone der atmosphärischen Wellen bilden."




Während der Trockenzeit entstehen über dem Golf zwei verschiedene Arten von Wolkenlinien - die Morning Glory und die nordaustralische Wolkenlinie, welche aus einer Reihe von Wolken besteht, die sich zum Teil über die gesamte Länge des Golfs von Carpentaria erstrecken. "Die Wolkenlinien, die sich während der Trockenzeit über dem Golf bilden, sind relativ flach und bringen keinen Regen mit sich. Die Wolkenlinien aber, die sich während der Regenzeit bilden, können sich zu Stürmen weiterentwickeln, die mit heftigen Windböen und starken Regenfällen verbunden sind", so Professor Reeder. "Es sind vor allem die letztgenannten Wolkenlinien, die für das Bureau of Meteorology von besonderem Interesse sind, da diese Stürme weite Teile Nordaustraliens betreffen können und Stürme an sich schwer vorhersagbare Wetterphänomene sind."

Professor Reeder und seine Kollegen sind für ihre Untersuchungen durch die Wolkenformationen geflogen, haben Proben genommen und jene Bedingungen näher bestimmt, die den verschiedenen Wolkenarten zu Grunde liegen. Damit können die Arten meteorologischer Beobachtungen bestimmt werden, die sich für einen Einbau in Vorhersagemodelle als nützlich erweisen, um so die Bildung von Sturmwolken, die Ausmaße des Sturms und dessen Zeitpunkt berechnen zu können. "Wenn wir Stürme in der Cape York Region genau vorhersagen können, ist dies der erste Schritt in Richtung einer allgemein besseren Vorhersage für Stürme in den Tropen und in Südaustralien", so Reeder.

Quelle: idw

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