24.07.2015

Münchens „zweiter Mößbauer-Effekt“

Das Physik-Department der Technischen Universität München wurde vor 50 Jahren gegründet.

Im Alter von nur 32 Jahren erhielt Rudolf Mößbauer 1961 den Physik-Nobelpreis für die Entdeckung der rückstoßfreien Kernresonanz-Absorption, der ihm im Rahmen seiner Doktorarbeit bei Heinz Maier-Leibnitz in München gelungen war. Zum Zeitpunkt der Bekanntgabe hielt er sich als Postdoc am Caltech in Pasadena, das ihn kurz danach zum Full Professor ernannte. Dennoch kehrte er 1964 an die TH München zurück, nachdem ihm die bayerische Staatsregierung exzellente Bedingungen und den Aufbau eines Physik-Departments nach US-Vorbild eingeräumt hatte. Diesen „zweiten Mößbauer-Effekt wird der bayrische Staat künftig mit jährlich 2,5 Millionen Mark honorieren müssen. Für diesen Preis werden Kultus- und Finanzministerium den Lehrbetrieb an der physikalischen Abteilung der Technischen Hochschule München umfassend reorganisieren“, schrieb „Der Spiegel“ im Mai 1964.

Das Physik-Department der TU München auf dem Campus Garching; Blick von Süden auf den Haupteingang (Bild: Andreas Battenberg / TUM)

Zum 1. Januar 1965 trat die neue Struktur in Kraft, und Mößbauer gehörte zu den ersten an das neue Physik-Department berufenen Professoren. Mit einer Festveranstaltung feierte das Physik-Department am 22. Juli das 50-jährige Jubiläum. Dabei sagte Physik-Dekan Johannes Barth: „Die Department-Philosophie hat sich über die Jahrzehnte glänzend bewährt. Sie schuf optimale Startbedingungen für die Teilnahme an Forschungsverbünden, nationalen und internationalen Großprojekten und nicht zuletzt bei der Exzellenzinitiative.“

Der Gründung des Departments vorausgegangen war eine Initiative der Professoren Heinz Maier-Leibnitz, Wilhelm Brenig, Wolfgang Wild und Nikolaus Riehl. Steigende Studierendenzahlen und neue Aufgaben durch die 1957 in Garching erbaute Neutronenquelle („Atom-Ei“) veranlassten sie dazu, einen neuen Aufbau für die Fakultät für Physik zu entwerfen. Im neuen Department sollte „nicht mehr der einzelne Professor als unumschränkter König in seinem Instituts-Reich herrschen, sondern die Professoren des ganzen Departments aus ihrer Mitte einen Vorstand wählen und diesen im Turnus auswechseln.“, wie die „Die ZEIT“ damals schrieb. Mit flachen Hierarchien sollten wichtige Fragen wie wissenschaftliche Ausrichtung, die Mittelverteilung und die Inhalte der Vorlesungen gemeinsam festgelegt werden. In dieser Abkehr vom Konzept der „Ordinarien-Universität“ wurden die drei existierenden Physik-Institute aufgelöst, die Zahl der Lehrstühle auf 16 deutlich erhöht und über 200 Stellen für Assistenten und Hilfskräfte ausgeschrieben.

Heute gliedert sich das Physik-Department thematisch in die drei Synergie-Bereiche: Biophysik, Kern-, Teilchen- und Astrophysik sowie Kondensierte Materie. Mit rund 1200 Studierenden, 250 Abschlüssen (BSc./Msc./Diplom) und rund 100 Promotionen pro Jahr zählt das Physik-Department der TUM mittlerweile zu den größten Physik-Fakultäten Deutschlands. „Die Technische Universität München nimmt im nationalen und internationalen Vergleich eine Spitzenposition ein, sowohl in der akademischen Lehre als auch in der Forschung“, sagte Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle bei der Festveranstaltung: „Das Physik-Department trägt entscheidend zu diesem Erfolg bei, denn es zählt wissenschaftlich zu den internationalen Spitzenstandorten. Die Entscheidung, die Fakultät vor fünfzig Jahren in einem Department zu organisieren, war sicherlich ein wichtiger Grundstein für diese großartige Erfolgsbilanz.“

S. Jorda / TUM

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