19.12.2014

Museumspforte ins All

Die Ausstellung „Outer Space“ in der Bundeskunsthalle in Bonn beschäftigt sich wissenschaftlich, technisch und künstlerisch mit dem Weltraum.

Wie sieht der Sternhimmel aus, wenn man im Weltraum schwebt? Um diese Frage zu beantworten, muss man nicht Alexander Gerst nacheifern, es reicht eine Fahrt nach Bonn zur Bundeskunsthalle. In der Sonderausstellung „Outer Space – Faszination Weltraum“ bietet sich die Gelegenheit, in die Installation 0 des japanischen Künstlers Hiroyuki Masuyama zu steigen. Die etwa zwei Meter durchmessende Holzkapsel ist mit 30000 kleinen Löchern versehen, in denen Glasfasern stecken. Im Inneren bietet sich daher der Anblick eines atemberaubenden Rundum-Sternhimmels, wie ihn sonst nur Astronauten erleben dürften.

Die Installation von Masuyama ist nur eins von insgesamt 300 Exponaten der Bonner Ausstellung. Sie widmet sich dem Weltraum als Sehnsuchtsort, Projektionsfläche und Gegenstand der forschenden Neugierde gleichermaßen und spannt dabei den weiten Bogen von antiken Schöpfungsmythen bis zum Alltag in der Internationalen Raumstation. In Bild, Film und Text lässt sich erleben, wie sich Künstler, Wissenschaftler, Astronauten, aber auch Exzentriker und Visionäre mit dem Thema Weltraum auseinandersetzen.

Die zwölf Themenbereiche der Ausstellung dienen weniger zur allumfassenden Wissensvermittlung, sondern sollen Raum für Assoziationen bieten. Daher stehen wissenschaftliche Dokumente und Artefakte der Raumfahrtgeschichte neben Kunstwerken oder Objekten aus Science Fiction-Filmen. Der Rundgang durch die Ausstellung führt passenderweise in insgesamt 12 Räumen vom „Lift Off“ bis zur „Kollision“.

Was man an wissenschaftlichen und technischen Detailinfos vermisst, macht die Güte der Exponate wieder wett. Erstmals ist die originale Mercury-Kapsel „Liberty Bell“ außerhalb der USA zu bewundern. Sie versank nach dem Flug von Virgil Grissom fast 5000 Meter tief im Meer und konnte erst 38 Jahre später geborgen werden. Die Bandbreite der Objekte aus der Raumfahrtgeschichte reicht von frühen Konstruktionszeichnungen über Raumanzüge und weltraumtaugliche Kameras bis hin zu den Socken, die der deutsche Astronaut Reinhold Ewald in der russischen Raumstation MIR getragen hat. Auch die dunkle Seite der Raumfahrtgeschichte bleibt nicht ausgespart, wie beispielsweise das Schicksal der Zwangsarbeiter beim Bau der V2-Raketen.

Zu den wissenschaftlichen Highlights gehören wandfüllende Abzüge von astronomischen Fotos. So entfaltet ein Bild von Jupiter, das die Cassini-Sonde im Jahr 2001 aufgenommen hat, auf 1,8 mal 1,8 Metern erst seine ganze Pracht. Gleichermaßen faszinierend, aber leider nicht im Original, sondern nur auf einem Bildschirm zu bewundern, ist das Gemälde „Die Flucht nach Ägypten“ aus dem Jahr 1609. Der deutsche Maler Adam Elsheimer zeigt darauf erstmals in der Kunstgeschichte einen realistischen Nachthimmel: Die Milchstraße ist aus Sternen aufgebaut und auf dem gemalten Mond sind Krater zu entdecken. Das deutet darauf hin, dass Elsheimer im selben Jahr wie Galileo Galilei durch eines der gerade erfundenen Fernrohre geschaut haben muss.

Für Science-Fiction-Fans bietet die Ausstellung die Gelegenheit, E.T., dem Alien aus dem gleichnamigen Film oder R2D2 und C3PO aus „Star Wars“ zu begegnen. Besonders beeindruckt das fast sechs Meter lange, originale Raumschiffmodell aus dem Film „Starship Troopers“ und eine künstlerisch gestaltete „Geschichte der Science Fiction“, in deren Details man sich geradezu verlieren kann. An der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft bewegt sich die deutsche Künstlerin Anges Meyer-Brandis mit ihrer Installation „The Moon Goose Analogue“, einem Raumfahrtprogramm mit allem Drum und Dran für Gänse.

Noch bis 22. Februar 2015 bietet die Ausstellung, die in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) entstanden ist, die Gelegenheit, sich mit Faszination wie Schrecken des Weltraums zu beschäftigen und zumindest in der Vorstellung unseren Planeten zu verlassen. Vielleicht hilft dabei der auf eine große Leinwand projizierte Start einer Sojus-Rakete, die alle 20 Minuten lautstark abhebt.

Alexander Pawlak
 

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