Myonen-Überschuss bei kosmischen Schauern
Ultrahochenergetische Teilchenschauer erzeugen mehr Myonen, als Extrapolationen vorhersagen.
Bereits seit einigen Jahren macht das Myon-Rätsel von sich reden. Experimente an irdischen Detektoren, die den Himmel nach Signalen kosmischer Strahlung absuchen, meldeten immer wieder einen gewissen Überschuss an Myonen, der gängigen Modellen zu widersprechen scheint. Jetzt hat die Pierre-
Abb.: Ein Teilchenschauer (rote Linie) hinterlässt ein Signal in den Tscherenkow-
Das Pierre-Auger-Observatorium befindet sich im argentinischen Hochland in der Provinz Mendoza, rund 1400 Meter über dem Meeresspiegel. Das Observatorium besitzt zwei Komponenten, die unabhängig voneinander arbeiten können, in Kombination allerdings besonders präzise Daten liefern. Über eine Fläche von 3000 Quadratkilometern verteilt befinden sich 1660 Tscherenkow-
Das Observatorium ist das weltgrößte für die Beobachtung extrem hochenergetischer Teilchen. Die große Fläche ist nötig, weil der Fluss an solch extrem hochenergetischer kosmischer Strahlung bei Energien um die 1019 eV und darüber auf ein Teilchen pro Quadratkilometer und Jahr und dann noch weiter abfällt. Für die neue Analyse hat die Kollaboration insgesamt 411 Ereignisse aus den Jahren 2004 bis 2012 ausgewertet, die sowohl in den Tscherenkow- als auch in den Fluoreszenz-
Bei Primärenergien der kosmischen Strahlung um 1019 eV ergibt sich bei Kollisionen mit den Luftmolekülen der oberen Luftschichten eine Schwerpunktsenergie von 110 bis 170 TeV, also mehr als das Zehnfache dessen, was mit dem Large Hadron Collider erreichbar ist. Die Primärteilchen bei solchen Energien sind hauptsächlich Protonen und andere Atomkerne. Wenn diese hochenergetischen Teilchen auf die Atmosphäre treffen, lösen sie hadronische und elektromagnetische Schauer aus. Bei den hadronischen Schauern entstehen neben Protonen und Neutronen auch viele Pionen. Die ungeladenen Pionen zerfallen praktisch instantan in zwei Gammas und leiten so Energie in die elektromagnetische Komponente eines solchen Teilchenschauers. Geladene Pionen überleben bei hohen Energien lange genug, um weiter hadronisch wechelzuwirken. Sinkt ihre Energie weit genug, zerfallen sie und erzeugen dabei unter anderem Myonen.
Das Myonen-Signal am Boden hängt damit an mehreren Faktoren. Je nachdem, wieviele Generationen hadronischer Interaktionen stattfinden und in welcher Höhe sich diese ereignen, und je nachdem, wieviel Energie durchschnittlich in elektromagnetische Schauer übertragen wird, erhöht oder verringert sich die Anzahl entstehender Myonen. Da viele dieser Prozesse statistischen Schwankungen unterliegen, simulierten die Wissenschaftler jeden Teilchenschauer tausende Male mit unterschiedlichen Parametern mit Monte-
Auch bei früheren Experimenten war bereits eine Abweichung der Myon-
Damit stellt sich die Frage nach dem Ursprung dieses deutlichen Myonen-
In der derzeitigen Ausbaustufe ist es leider nicht möglich, in den Bodenstationen zwischen Elektronen und Myonen zu unterscheiden. Die Tscherenkov-
Dirk Eidemüller
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RK