Mysteriöse Radio-Blitze in Serie
Beobachtungen deuten auf mindestens zwei unterschiedliche Klassen von schnellen Radio-Ausbrüchen.
Schnelle Radio-Blitze sind mysteriöse Himmelserscheinungen, die jeweils nur einige Millisekunden andauern. Ihr rätselhaftes Verhalten beschäftigt die Astronomen seit ihrer Entdeckung vor fast zehn Jahren. Jetzt hat ein internationales Forscherteam unter Beteiligung des MPI für Radioastronomie erstmals eine Quelle entdeckt, die wiederholt Radio-Blitze ausgesendet hat. „Wir haben niemals zuvor gesehen, dass sich ein Radiostrahlungsausbruch in der gleichen Quelle wiederholt hat”, sagt Laura Spitler vom MPI für Radioastronomie.
Abb.: Künstlerische Darstellung eines Neutronensterns mit einem starken Magnetfeld. Explosionen auf der Oberfläche solcher Objekte könnten schnelle Radioblitze auslösen. (Bild: NASA)
Bislang gingen die meisten Theorien zum Ursprung der rätselhaften Strahlungsausbrüche davon aus, dass es sich um katastrophale Ereignisse handelt, bei denen die Quelle selbst zerstört wird. Das könnte zum Beispiel eine Supernova-Explosion sein, oder auch der Kollaps eines Neutronensterns in ein Schwarzes Loch. In diesem Fall könnten sich die Radio-Ausbrüche nicht wiederholen.
Doch im November 2015 stieß Paul Scholz von der kanadischen McGill-Universität in den Ergebnissen einer systematischen Überwachung auf zehn weitere Ausbrüche eines 2012 entdeckten Radio-Blitzes. Diese Beobachtung lässt darauf schließen, dass die Ausbrüche auf ein exotisches Objekt zurückzuführen sind, wie zum Beispiel einen schnell rotierenden Neutronenstern mit einem starken Magnetfeld. Möglich ist auch, dass es sich um die Entdeckung einer neuen Unterklasse in der Population schneller Radio-Blitze handelt.
„Es ist nicht nur so, dass die Strahlungsausbrüche sich bei dieser Quelle wiederholen, auch Helligkeit und Spektralverhalten unterscheiden sich deutlich von anderen schnellen Radio-Blitzen“, stellt Spitler fest. Ein zusätzliches Argument für die Existenz von mehreren Klassen von den kurz FRBs („fast radio bursts“) genannten Quellen kommt von einer noch unveröffentlichten Untersuchung, die über die erstmalige Entdeckung von Strahlungsausbrüchen mit zwei direkt aufeinander folgenden Maxima berichtet. „Die Aussendung von zwei Pulsen hintereinander mit nur wenigen Millisekunden Abstand können wir am ehesten mit Strahlungsausbrüchen auf der Oberfläche eines Neutronensterns erklären“, sagt David Champion vom MPI für Radioastronomie.
Diese Erklärung steht allerdings scheinbar im Widerspruch mit dem Ergebnis einer weiteren Untersuchung, die erst vergangene Woche veröffentlicht wurde. Darin wird vorgeschlagen, dass sich FRBs auf zerstörerische Einzelereignisse zurückführen lassen, wie zum Beispiel Kurzzeit-Gammastrahlungsausbrüche, die die Quelle selbst zerstören und keine Wiederholung zulassen. Beide Resultate zusammen liefern ein starkes Argument dafür, dass es zumindest zwei unterschiedliche Arten von FRBs gibt. Für die Zukunft hoffen die Wissenschaftler darauf, durch Beobachtungen in anderen Wellenlängenbereichen mehr über diese Strahlungsausbrüche zu erfahren. Das Team ist nun dabei, die Radiobeobachtungen mit entsprechenden Beobachtungen von optischen und Röntgenteleskopen zu vergleichen.
MPIfR / RK