24.11.2010

Nachweis von extragalaktischen chemisch pekuliaren Sternen

Erstmals konnten sogenannte CP-Sterne außerhalb unserer Galaxis eindeutig spektroskopisch identifiziert werden.

Erstmals konnten sogenannte CP-Sterne außerhalb unserer Galaxis eindeutig spektroskopisch identifiziert werden.

Chemisch pekuliare (CP) Sterne sind seit deren Entdeckung im Jahr 1897 durch die amerikanische Astronomin Antonia Maury Ziel von astrophysikalischen Untersuchungen. CP-Sterne zeigen starke lokale Magnetfelder sowie Überhäufigkeiten von Elementen in der Sternatmosphäre und im Vergleich zu unserer Sonne findet man bei CP-Sternen Überhäufigkeiten von Elementen wie Silizium, Europium oder Chrom, sowie Variabilität in der Helligkeit und von einzelnen Spektrallinien. Ungefähr zehn Prozent aller Sterne im relevanten Temperaturbereich (heißer als 8.000 Grad Kelvin) zeigen eine solche Charakteristik - doch nach wie vor sind die Mechanismen, die dieses Phänomen hervorrufen, größtenteils ungeklärt. Nun ist es Martin Netopil und Ernst Paunzen, beides Astrophysiker vom Institut für Astronomie der Universität Wien, erstmals gelungen deren Existenz in der Großen Magellanschen Wolke nachzuweisen.

 

Abb.: Siliziumlinien sind ein eindeutiger Hinweis für klassische chemisch pekuliare Sterne. (Bild: Universität Wien) 

Die Magellanschen Wolken sind irreguläre Galaxien, die im Vergleich zur Milchstraße eine völlig unterschiedliche Entstehungsgeschichte aufweisen. Neben der fehlenden globalen Rotation ist die Metallizität, d.h. der Anteil der schweren Elemente, in den Nachbargalaxien deutlich geringer. Deshalb konnte bisher nicht davon ausgegangen werden, dass es sich bei diesen CP-Kandidaten um die Manifestation des gleichen Phänomens wie in der Milchstraße handelt.

Unter Mithilfe von Donald J. Bord von der University of Michigan in den USA und der Verwendung des Magellan II Teleskops auf Las Campanas in Chile mit 6,5 Meter Durchmesser erfolgte der erste eindeutige spektroskopische Nachweis, dass es sich tatsächlich um dieselbe Sternengruppe – eben chemisch pekuliare Sterne – wie in der Milchstraße handelt.

Die Entdeckung von CP-Sternen außerhalb unserer Galaxie hilft, dem Rätsel um deren Entstehung näher zu kommen. Eine großflächige Studie dieser Sterne in den Magellanschen Wolken ist nun der nächste Schritt.

Universität Wien / AL


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