Nano-Lego für 3D-Strukturen
Dank Selbstorganisation könnten komplexe Strukturen günstiger gefertigt werden.
In jedem Computerchip verbergen sich nanostrukturierte Schaltkreise. Doch die zur Herstellung genutzten lithografischen Verfahren sind für viele einfachere Anwendungen von Nanostrukturen zu aufwendig und teuer. Eine Alternative entwickelten nun Atikur Rahman und seine Kollegen vom Brookhaven National Laboratory in Upton. Sie nutzten die Selbstorganisation von Block-Copolymeren, um komplexe, dreidimensionale Nanostrukturen herzustellen. Diese Nano-Lego-Methode hat das Potenzial, um in Zukunft filigrane Nanostrukturen für die Optimierung von Membranen, Sensoren oder gar Akkus, Solarzellen und medizinischen Implantaten günstiger zu produzieren.
Abb.: Nano-Lego: Unter dem Rasterelektronenmikroskop wird der filigrane Aufbau der komplexen, dreidimensionalen Nanostrukturen sichtbar. (Bild: BNL)
„Die Methode gab uns eine unerwartete Kontrolle. Wir können nun einzelne Schichten über eine Selbstorganisation übereinander stapeln und so verblüffend verschachtelte 3D-Strukturen entwerfen“, sagt Rahman. Zusammen mit seinen Kollegen stellte er eine Vielzahl verschiedener Strukturen aus übereinander gestapelten Nanobalken, -zylindern und -säulen mit exakt definierten Hohlräumen zwischen den einzelnen Bauteilen her. Die Durchmesser der Poren rangierten dabei in der Größenordnung weniger Nanometer.
Ihre Methode erprobten sie mit zwei verschiedenen Polymeren: Polystyrol und Polymethylmethacrylat (PMMA). Aufgebracht auf einen Silizium-Träger verbanden sich diese Substanzen zu Block-Copolymeren. Dazu beschichteten sie Forscher zuerst die saubere Oberfläche mit einer flüssigen Kunststoffmasse. Nach einem kurzen Aufheizen auf bis zu 220 Grad Celsius verknüpften sich die Polymerketten beispielsweise zu gleichförmigen Nanobalken an. Diese Schicht setzten sie darauf in eine Atmosphäre aus Trimethylaluminium. Diese Metallverbindung infiltrierte die Polymere, reagierte zu stabilem Aluminiumoxid und stabilisierte so die Struktur.
Auf dieser ersten Nanolage konnten nun abermals Polymere deponiert werden, die sich wieder selbstständig zu einer NanoStruktur verknüpften. Abhängig von der Polymermischung und der Struktur der Unterlage erstanden so Strukturen verschiedener Geometrien, die über das infiltrierte Aluminiumoxid stabilisiert wurden. Da sich dieser Prozess mehrere Male hintereinander wiederholen ließ, konnten die Forscher fast beliebig komplexe Nanostrukturen aufbauen. Diese wurden zum Abschluss einem Sauerstoff-Plasma ausgesetzt, wodurch alle Polymerbestandteile verascht wurden. Zurück blieb ein dreidimensionales, nanostrukturiertes Probestück aus Aluminiumoxid.
Abb.: Übersicht über dreidimensionale Nanostrukturen, die sich über Selbstorganisation von Polymeren fertigen ließen. (Bild: BNL)
Den filigranen Aufbau der Strukturen überprüften Rhaman und Kollegen an der Oberfläche mit einem Rasterelektronenmikroskop. Einen Einblick in tiefere Schichten erhielten sie über RöntgenbeugungsMessungen. Diese Aufnahmen bestätigten die Vielfalt der möglichen Nanostrukturen von symmetrisch gestapelten Blöcken bis hin zu komplex gewundenen und lamellenförmigen Geometrien.
„Diese Methode der Selbstorganisation ist günstig und auf größere Mengen skalierbar“, sagt Rahmans Kollege Gregory Doerk. „Ganz ohne komplizierte Verfahren, die sonst nötig wären, können wir nun präzise Nanostrukturen fertigen.“ In kommenden Versuchen könnte diese Methode nach den vielversprechenden Resultaten mit Polymeren als Gerüstmaterial und Aluminiumoxid als stabilisierender Werkstoff auch auf weitere Substanzen ausgeweitet werden. So ließen sich in Zukunft nicht nur nanoporöse Membranen etwa für Akkus oder Sensoren, sondern auch beispielsweise elektrisch leitende oder halbleitende Nanostrukturen in schnellen und verglichen mit lithografischen Verfahren günstigeren Prozessen produzieren.
Jan Oliver Löfken
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