Nanolaser, Quantenoptik und Mikroskope
Jahresrückblick Optik & Photonik 2018.
Hochauflösende Mikroskope, 3D-Displays, winzige Laserquellen und Fortschritte in der Quantenoptik zählten im vergangenen Jahr zu den herausragenden Ergebnissen auf dem weiten Feld der Photonik. Ganz im Zeichen der optischen Technologien stand auch der Nobelpreis für Physik. Eine Hälfte des Preises geht an Arthur Ashkin für die Entwicklung der optischen Pinzette. Die andere Hälfte teilen sich Gérard Mourou und Donna Strickland für die Entwicklung einer Methode, um hochintensive, ultrakurze Laserpulse zu erzeugen. Auch den Photoeffekt, für dessen Erklärung Albert Einstein 1921 den Physik-Nobelpreis erhielt, konnten Physiker aus Deutschland und Österreich mit ausgeklügelten Experimenten so exakt analysieren wie nie zuvor. Erstmals bestimmten sie die absolute Dauer von der Lichtaufnahme und dem sich dadurch lösenden Photoelektron aus einem Festkörper auf einige Attosekunden.
Besonders dynamisch zeigten sich 2018 die Entwicklungen auf dem Feld der Quantenoptik. An der Universität Stuttgart gelang die Konstruktion einer Rydberg-Einzelphotonenquelle, die selbst bei Raumtemperatur noch funktionierte. Mit einem Quantenpunkt auf einem Halbleiterchip realisierten Physiker von der TU Berlin eine kompakte Einzelphotonenquelle, die nicht größer als eine Schreibtischschublade war und zukünftig in der abhörsicheren Quantenkommunikation verwendet werden könnte. Photonen für die zukünftige Verarbeitung von Quanteninformationen hatten auch Physiker der Abteilung Quantendynamik am Max-Planck-Institut für Quantenoptik im Fokus. Sie konnten mit einem atomaren Quantenknoten die kontrollierte Wechselwirkung zwischen verschiedenfarbigen Lichtstrahlen auf dem Level einzelner Photonen nachweisen. Und für die abhörsichere Übertragung von Daten entwickelten Physiker aus Dresden und Hannover eine herausragend lichtstarke Quelle für verschränkte Photonen in definierter Qualität. Als hilfreich für die weitere Entwicklung der Quantenoptik könnte sich ebenfalls ein neuer Detektor – konstruiert von Physikern an der Physikalisch Technischen Bundesanstalt PTB und der TU Berlin – erweisen, der die exakte Anzahl von Photonen in einem schwachen Lichtpuls messen kann.
Auf dem Weg zu einem auf Photonen basierenden Quantencomputer ist es Forschern der Uni Stuttgart und des Karlsruher Institutes für Technologie gelungen, drei notwendige Komponenten – Einzelphotonenquellen, Strahlteiler und Einzelphotonendetektoren – auf einem einzigen Chip zu integrieren. Für photonische Schaltkreise könnte in Zukunft auch ein rotierendes Glaskügelchen als effizientes Lichtventil eine Rolle spielen. Die Grundlage für dieses neuartige optische Bauelement legten israelische Forscher vom Technion in Haifa. Großes Potenzial für schnelle photonische Schaltkreise bietet auch der aufkommende Bereich der „Valleytronic“. Deutsche und amerikanische Forscher zeigten, dass ein schwacher Lichtpuls genügte, um Elektronen in hauchdünnen Wolframselenid-Schichten zu zwei unterschiedlichen, voneinander getrennten Energiezuständen anzuregen.
Schneller zur Anwendung könnte dagegen ein neuartiges Multiplexing-Verfahren gelangen, um den Datentransfer durch Glasfasern zu vergrößern. Zusätzlich zur Variation von Wellenlänge oder Polarisation bieten helikale Lichtwellen einen weiteren Freiheitsgrad. Forscher der Jiao Tong University Shanghai in China präsentierten dazu einen photonischen Chip, der helikale Wellen aus Photonen mit wohldefiniertem Bahndrehimpulsen transportierte. Für optische Datennetze mit kurzer Reichweite entwickelten Wissenschaftler vom Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut HHI ein verteiltes Superkanal-Aggregationsschema. Mit diesen Superkanälen für den Datentransport erzielten die Forscher eine Rekordnetzkapazität von 400 Gigabit pro Sekunde. Ebenfalls rekordverdächtig war eine optische Freistrahl-Datenübertragung, die am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt durchgeführt wurde. Mit einer extrem hohen Datenrate von 13,16 Terabits pro Sekunde können die Datenverbindungen zwischen Satellit und Erdstation in eine neue Größenordnung vorstoßen.
Im vergangenen Jahr demonstrierten mehrere Arbeitsgruppen, dass die Entwicklung neuartiger Laser noch lange nicht ausgereizt ist. Für Halbleiterlaser mit hohem Wirkungsgrad konzipierten zwei Forscherteams vom Technion in Haifa ein topologisches Lasersystem. Solche topologischen Laser sind prinzipiell stabiler gegenüber Störeinflüssen und könnten mit Sensoren, Antennen oder anderen Komponenten zu integrierten Systemen verbunden werden. Für effizienten und vor allem extrem kleine Lichtquellen setzten Physiker der TU Berlin auf einen Nanolaser. Der Prototyp mit nur noch sehr geringen Verluste und verschwindend kleiner Laserschwelle wies eine Breite von lediglich rund 200 Nanometer auf. Forscher in Singapur realisierten einen winzigen Lasertyp, dessen Wellenlänge sich durch die Maße von Galliumarsenid-Nanozylindern variieren ließ. Bestehend aus einem extrem flachen Material könnten solche Laser sogar durchsichtig sein und elegant in optische Chips integriert werden. Deutlich größer und für die medizinische Bildgebung geeignet war ein Faserlaser mit flüssigem Kern, entwickelt am Leibniz-Institut für Photonische Technologien Jena. Die stabile Superkontinuum-Lichtquelle mit flexibel einstellbarer spektraler Bandbreite basierte auf einer Füllung aus Kohlenstoffdisulfid mit hoher optischer Di
Im Alltag setzt sich dagegen die Leuchtdiode als zentrale Lichtquelle immer stärker durch. An die Effizienzgrenzen von LED tastete sich ein internationales Team aus Deutschland, Polen und China mit einem möglichst großen Indiumanteil in den verwendeten Halbleitern vor. Leuchtdioden mit höherer räumlicher Auflösung realisierten Forscher vom Fraunhofer-Anwendungszentrum AWZ für Anorganische Leuchtstoffe in Soest mit filigranen Siliziumstrukturen, gefüllt mit Leuchtstoffen. Neue Leuchtstoffe testeten auch Forscher von der University of Science and Technology of China in Hefei. Mit Kupfer-Iod-Clusterverbindungen erzielten sie eine überraschende farbliche Vielfalt, die bis in den ultravioletten Spektralbereich reichte. Die Stabilität von organischen Leuchtdioden (OLED), die neben einer Displaybeleuchtung auch flächige Leuchten ermöglichen können, steigerten Wissenschaftler der Universitat Autònoma de Barcelona und der Technischen Universität Dresden mit einer Emissionsschicht (TADF) aus Spezialglas. Und dank einer Entwicklung am Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik FEP in Dresden könnten OLED-Displays ohne Farbfilter auskommen. Der Schlüssel dazu liegt in einem Elektronenstrahl-Verfahren, mit dem sich die sensiblen, organischen Materialien thermisch strukturieren lassen, ohne darunterliegende Schichten zu schädigen.
Wie auch in den Vorjahren stand 2018 bei neuen mikroskopischen Verfahren die Steigerung der Auflösung und der Bildqualität im Mittelpunkt. Quantenpunkte konnten als gleitende Nanosonden die Vermessung optischer Nahfelder erleichtern, wie Physiker aus Würzburg und Dresden belegten. Dank der wenige Nanometer kleinen fluoreszierenden Partikel die Methode zur optischen Überprüfung von nanostrukturierten Oberflächen geeignet sein. Schärfere Bilder aus hochauflösenden Lichtmikroskopen erreichten Forscher der Universität Würzburg mit verspiegelten Objektträgern. Mit dieser dSTORM-Methode ließe sich die Auflösung eines herkömmlichen Lichtmikroskops um den Faktor zehn steigern. Ein Team von der Universität Basel machte sogar mit einem neuen Nanoskop – basierend auf der STED-Technologie ( Stimulated Emission Depletion) – sogar Quantenpunkte aus Atomen mit nur zwei Energiezuständen sichtbar. Bisher funktionierte die STED-Methode nur bei Molekülen, die mindestens vier verschiedene Energieniveaus einnehmen können.
Auch mit bildgebenden Verfahren – vorwiegend in der Medizin angewandt – konnten im vergangenen Jahr neue Grenzen überschritten werden. Forschern an der Universität Göttingen gelang es, mit einem Phasenkontrast-Tomographen die detaillierte Anordnung von Millionen Nervenzellen sichtbar zu machen. Nach einer detailreichen Karte des Kleinhirns wollen sie die Methode nun auch bei anderen Hirnregionen anwenden. Ebenfalls in Göttingen kombinierten Wissenschaftler ein Röntgenmikroskop mit einem Lichtmikroskop nach dem STED-Prinzip . Das kontrollierte Hell- und Dunkelschalten von Leuchtmolekülen erlaubte tiefere Einblicke in komplexe Prozesse von Zellen. Eine Ortsauflösung von unter zehn Nanometern mit der superauflösenden Fluoreszenzmikroskopie ermöglichten Forscher der Universität München mit kleineren Markierungssonden (). Die aus DNA bestehende Moleküle konnten aufgrund ihrer einzigartigen 3D-Struktur spezifisch an Proteine andocken. Und die bisher schnellsten 3D-Tomographien gelangen an der Berliner Röntgenquelle BESSY II (). Mit einem eigens konzipierten rotierenden Drehtisch konnten die Forscher alle vierzig Millisekunden eine komplette 3D-Tomographie von Metallschäumen mit einer Ortsauflösung von 2,5 Mikrometern erstellen.
Jan Oliver Löfken
Weitere Infos
- J. O. Löfken: Winzige Mikroskope, scharfe Laserstrahlen, rasante Lichtschalter – Jahresrückblick Optik und Photonik 2017, pro-physik.de, 5. Januar 2018
- J. O. Löfken: Scharfe Fluoreszenz, Zeptosekunden-Pulse und die kleinste Lichtfalle der Welt – Jahresrückblick Optik, Photonik, Laser 2016, pro-physik.de, 3. Januar 2017