Nanomaterial-Tests ungenügend
Titanoxidpartikel töten Wasserflöhe, passieren jedoch Standardtests zur Umweltverträglichkeit.
Titanoxidpartikel töten Wasserflöhe, passieren jedoch Standardtests zur Umweltverträglichkeit.
Bisherige Testverfahren für die Risikobewertung von Nanomaterialien sind ungenügend. In einer Studie wurden nur durch eine geringfügige zeitliche Ausdehnung des Beobachtungszeitraums Auswirkungen von Nanomaterialien auf Gewässerorganismen sichtbar, die Standardtests nicht zeigen. Erstmals gezeigt haben Wissenschaftler der Universität Koblenz-Landau eine bislang unbeachtete physikalische Art der Beeinträchtigung.
Über die bei Standardtests mit Wasserflöhen vorgesehene Untersuchungszeit von 48 Stunden hinaus untersuchten die Wissenschaftler die Auswirkungen von Titandioxid, eines der am weitesten verbreiteten Nanomaterialien, auf Wasserorganismen. Deutlich niedrigere Titandioxid-Konzentrationen als die, die in Standardtests Wirkungen zeigen, verhinderten eine zweite Häutung der Wasserflöhe, die unter normalen Umständen nach etwa 70 Stunden erfolgt. Dadurch starben 90 Prozent der Organismen.
Zwar sei bekannt, dass sich Stoffe, die bei höheren Partikelgrößen ungefährlich sind, in Nano-Größe aufgrund der im Vergleich zum Volumen sehr großen Oberfläche anders verhielten. „Eine physikalische Beeinträchtigung von Wasserorganismen durch Nanomaterialien war bislang allerdings noch nicht bekannt“, so Ralf Schulz aus Landau. „Durch die mechanische Beeinträchtigung könnten auch andere Organismen im Wasser geschädigt werden, was sich über die Nahrungskette auf die Lebensgemeinschaften insgesamt auswirken könnte.“
Das Ergebnis der Studie werfe die Frage auf, ob neue Standardtests zur Risikobewertung von Chemikalien aufgesetzt werden müssten. Zwar nahm die Produktion und Verwendung von Nanomaterialien im vergangenen Jahrzehnt enorm zu. Jedoch sind die Kenntnisse über Auswirkungen von Nanomaterialien auf die Gesundheit des Menschen und die Ökosysteme nach wie vor mangelhaft.
Uni Koblenz-Landau / KK