Nanoteilchen mit Licht lenken
Konzentrationsgefälle setzt Partikel in Flüssigkeiten in Bewegung.
Wie lassen sich mit einfachen Mitteln winzige Partikel zum Beispiel im menschlichen Körper an ein Ziel steuern? Wissenschaftler der Unis Düsseldorf und Stuttgart und des MPI für intelligente Systeme haben jetzt die Bewegung von winzigen, halbseitig geschwärzten Glaskügelchen unter Lichtbestrahlung in einer Lösung untersucht. Dazu stellten sie winzige „Januspartikel“ her. Inspiriert vom römischen Gott Janus mit seinen zwei Gesichtern ist die eine Seite der Kügelchen mit einer schwarzen Kohlenstoffschicht überzogen, während die andere aus normalem Glas besteht. Diese Teilchen gaben sie in eine Mischung aus Wasser und einer organischen Substanz. Beleuchtet man die Teilchen, so erwärmt sich die dunkle Seite stärker, wodurch sich Wasser und die organische Substanz entmischen. Es kommt zu einem Konzentrationsgefälle zwischen beiden Seiten des Kügelchens. Dieses Konzentrationsgefälle will wieder ausgeglichen werden, weshalb die Flüssigkeiten um die Oberfläche herum strömen. Das treibt die Kügelchen in Richtung der transparenten Seite.
Abb.: Halbseitig mit Kohlenstoff beschichtete Janusteilchen navigieren gezielt weg von einer Lichtquelle. (Bild: C. Lozano, MPI für Intelligente Systeme / U. Stuttgart)
Im Zusammenspiel von Experiment und Theorie befassten sich die Forscher mit der Bewegung und den Steuerungsmöglichkeiten der Janusteilchen. Zuerst interessierte sie was passiert, wenn die Teilchen von einer Seite beleuchtet werden. „Wird ein solches Teilchen schräg beleuchtet, dreht es sich so lange, bis die dunkle Seite voll im Licht steht“, erläutert Borge ten Hagen von der Uni Düsseldorf, der das Verhalten mit Computersimulationen untersucht hat. „Wenn es richtig gedreht ist, bewegt es sich entlang der Hell-
Kombiniert man diesen Effekt mit einem periodischen Intensitätsprofil des Lichts, dann kommt es zu einem überraschendes Phänomen: Wie von einer Ratsche gequetscht, fangen die Teilchen spontan an, sich in eine bestimmte Richtung zu bewegen, obwohl es keinen globalen Beleuchtungsgradienten gibt. Diese erzwungene Spontanbewegung wurde in Computersimulationen und in Experimenten entdeckt und beschrieben.
Neben einem grundlegenden Verständnis der Phototaxis führt dieses Bewegungsverhalten zu vielen denkbaren Anwendungen. „In einer optischen Landschaft können die Teilchenbewegungen von außen gesteuert werden. So entstehen winzige Roboter, die sich in einer Flüssigkeit durch einfache äußere Signale lenken lassen", erklärt Hartmut Löwen von der Uni Düsseldorf.
Weil sich ohne großen Aufwand Millionen dieser Mikroschwimmer herstellen lassen, wird damit auch die Vision greifbarer, mit einem Heer von Robotern durch Blutadern zu patrouillieren, um Krankheitsherde wie etwa Tumore aufzuspüren und zu behandeln. Hierbei ist man nicht auf optische Steuersignale beschränkt: Ein ähnliches Verhalten wäre auch über chemische Konzentrationsgefälle im Blutkreislauf – wie sie in der Umgebung von Tumoren entstehen – möglich.
HHU / RK