Napoleons Fernrohr und Neil Armstrongs Kamera
Das neue Zeiss Museum der Optik in Oberkochen ist eröffnet. Erster Besucher war der zweite Mensch auf dem Mond.
Das Sammeln optischer Geräte hat bei der Firma Zeiss eine lange Tradition, insgesamt 8000 Exponate umfasst die Sammlung. Davon sind nun rund 1500 im völlig neu gestalteten Zeiss Museum der Optik zu bewundern, das am 11. Juli feierlich eröffnet wurde. Ehrengast war Astronaut Buzz Aldrin, der am 20. Juli 1969 nach Neil Armstrong den Mond betrat.
Armstrong fotografierte auf dem Mond mit einer Hasselblad-Mittelformatkamera, dessen Zeiss-Objektiv extra für die extremen Weltraumbedingungen modifiziert worden war. Ein Exemplar dieser Kamera ist zusammen mit Bildern und Dokumenten der Mondlandung in der Ausstellung zu bewundern. Die Originalkameras der Apollo-Astronauten blieben allerdings auf dem Mond.
Das Museum in Oberkochen war für Aldrin, den der Vorsitzende des Konzernvorstandes Michael Kaschke durch die Ausstellung führte, somit auch eine Wiederbegegnung mit der Mondlandung. Der rüstige 83-Jährige engagiert sich weiterhin für die bemannte Raumfahrt, insbesondere für eine bemannte Mission zum Mars.
Das Zeiss Museum der Optik bietet mit zehn Themenfeldern auf 1000 Quadratmetern einen lohnenden Einblick in die Geschichte der optischen Technik von den Anfängen bis heute. Zwangsläufig spiegelt sich das für die vergangenen 160 Jahre in der Firmengeschichte von Zeiss wider, etwa in Form des ersten wissenschaftlich berechneten Mikroskops, das Ernst Abbe und Carl Zeiss 1872 präsentierte. Spektroskope oder Geräte wie die Oechsle-Waage sind ebenfalls in der Ausstellung zu sehen, gehören aber heute nicht mehr zum Portfolio des Optik-Konzerns.
Ein besonderes Highlight ist die „Schatzkammer der Optik“, die in ihrem Inneren einen wirkungsvollen Kontrast zum kühlen Ambiente der Ausstellungsräume bietet. „Darin haben wir eine große Fülle von Objekte untergebracht, bewusst nicht chronologisch geordnet, sondern um zu zeigen, wie viele Facetten die Optik hat, auch was die äußere Gestaltung anbelangt “, betont Museumsleiter Dieter Broksch. Allein 800 Brillen aus sieben Jahrhunderten sind zu bewundern, ein kleines Fernrohr, das Napoleon nach der verlorenen Schlacht bei Waterloo abgenommen wurde, Teleskope aus der Zeit Galileo Galileis oder eine Nachbildung des Mikroskops von Leeuwenhoek, von dem kein Original mehr existiert.
Das Museum steht allen Interessierten kostenlos offen. Führungen werden auf Anfrage angeboten, die Exponate sollen zudem noch durch QR-Codes und ausleihbare Tablet-Computer erschlossen werden. In der Ausstellung steht den Besuchern sogar ein modernes Mini-Planetarium mit einer 4,6-Meter-Kuppel zur Verfügung, das einen realistischen Sternenhimmel sowie zahlreiche Darstellungsmöglichkeiten bietet.
Das Museum ist Teil des ebenfalls neu eingeweihten Zeiss Forums, in das der Konzern 11,5 Millionen Euro und die Stadt Oberkochen sowie der Ostalbkreis jeweils 1,25 Millionen Euro investiert haben. Das Forum soll nicht nur der Wirtschaft, sondern auch Wissenschaft, Kunst, Kultur und Politik für Kongresse, internationale Symposien, Workshops und Tagungen zur Verfügung stehen.
Alexander Pawlak
Weitere Infos
Weitere Beiträge
- O. Lemuth und R. Stutz, Ernst Abbe – Wissenschaftsbasierte Optik und unternehmerische Vernunft, Physik Journal, Januar 2005, S. 37
- Innovation - Das Magazin von Carl Zeiss, Nr. 15 (2005): Schwerpunkt-Heft zu Ernst Abbe PDF
- C. Freitag und H. Rechenberg, Ernst Abbe – ein Physiker und Unternehmer als Sozialreformer, Physikalische Blätter, 46, 8 (1990)
- E. Brüche, 100 Jahre CARL ZEISS JENA, Physikalische Blätter 2, 193 (1946)
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