12.01.2017

Nervensystem aus Lichtadern

Glasfasern sollen das Rückgrat eines Sensorsystems zur Überwachung von Infrastrukturen bilden.

Das Leibniz-Institut für Photonische Technologien Jena (Leibniz-IPHT) beteiligt sich mit der Erforschung und Entwicklung optischer Glas­faser­sensoren an dem EU-Forschungs­netzwerk FINESSE (FIbre NErvous Sensing SystEms). Insgesamt 26 akademische und privat­wirtschaftliche Partner aus acht europäischen Staaten arbeiten in den kommenden vier Jahren an einem gemeinsamen Ziel: Sie wollen künstliche faserbasierte Sensor­systeme schaffen, die zukünftig eine zuverlässige Überwachung von Bauwerken, Pipelines oder natürlichen Strukturen wie beispielsweise radio­aktiven Endlager­stätten ermöglichen können.

Abb.: Künstlerische Darstellung glasfaserbasierter, dezentraler Sensorsysteme zur Überwachung von ausgedehnten Infrastrukturobjekten (Bild: IPHT / Evening_tao, Freepik.com)

Die Sensoren sollen ähnlich wie Nerven­systeme in Lebewesen vor möglichen Gefahren in ihrer Umwelt warnen und Veränderungen oder Schäden melden. Die künstlichen Nerven wollen die Wissenschaftler aus optischen Glas­faser­sensoren herstellen, die auf äußere Reize wie Temperatur, Druck oder die Konzentration bestimmter Gase reagieren. Wie bei Lebewesen ermöglichen erst die intelligente Vernetzung der einzelnen Faser­sensoren und gezielte Abfrage­mechanismen eine dezentrale Messung der Umweltreize in milli­meter­genauer Auflösung über mehrere hundert Meter Distanz.

„Solche künstlichen Nervensysteme sollen schon bald zu mehr Sicherheit in unserer Gesellschaft beitragen“, fasst Kay Schuster, Arbeits­gruppen­leiter für optische Faser­technologie am Leibniz-IPHT, die Einsatz­gebiete der neuen Technik zusammen. „Mit unseren Industrie­partnern wollen wir die Forschungs­ergebnisse in vielfältige Anwendungen implementieren. Das können neuartige Endoskopie­sonden mit Lagesensoren sein, mit denen Mediziner Strukturen ‚erfühlen‘ können, die mit bild­gebenden Verfahren nicht sichtbar sind. Ein anderes Einsatz­gebiet wäre die großflächige Über­wachung von Endlagern für radio­aktive Abfälle. Eine dezentrale Messung von Temperatur und Dehnung auf dem gesamten Areal ist entscheidend für die Sicherheit des Lagers.“

Im Rahmen von FINESSE wird am Leibniz-IPHT die räumlich verteilte Positions­sensorik mit Hilfe von Faser-Bragg-Gittern in Multikern-Fasern erforscht. Mit diesen Faser­gittern, die man mit einem Laser­puls bereits während der Faser­herstellung erzeugen kann, können die Wissenschaftler zum Beispiel Temperatur oder Druck über große Distanzen messen – eine Technologie, über die weltweit nur sehr wenige Institute verfügen. Für das Projekt arbeiten die Forscher an neuen Faser­architekturen, Technologien für deren Herstellung und Charakterisierung sowie einem 3D-Messaufbau.

Das Forschungsprojekt FINESSE ist ein europaweites Trainings­netzwerk (ETN), welches von der Europäischen Union im Rahmen des Horizon-2020-Programms für den Zeitraum von vier Jahren mit rund 3,9 Millionen Euro gefördert wird. Koordinator des Programms ist die Schweizer École Poly­technique Fédérale de Lausanne.

IPHT / DE

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