Netzwerk Teilchenwelt wächst weiter
Unis Kiel und Duisburg-Essen als neue Standorte – Tübingen und Rostock haben ihre Angebote auf Astroteilchenphysik ausgeweitet.
Aus den Tiefen des Weltalls treffen unablässig Teilchen auf die Erde, ohne dass wir es merken. Was sind diese kosmischen Teilchen? Wo genau stammen sie her und wie werden sie erzeugt? Wie können unsichtbare kosmische Teilchen überhaupt erforscht werden? Diesen Fragen gehen Wissenschaftler der Astroteilchenphysik in Großforschungsprojekten auf der ganzen Welt nach. Jugendliche in Deutschland können sich diesen faszinierenden Fragestellungen mit eigenen Experimenten nähern. Die Experimentiersets sind ähnlich aufgebaut wie die großen Forschungsanlagen und vermitteln so einen Einblick in die tägliche Arbeit der Wissenschaftler. Besonderes Highlight ist, dass die Experimente für Projekte in Schulen, Schülerlaboren und anderen Lernorten ausgeliehen werden können und somit eigenständiges Forschen etwa bei Projektarbeiten und AGs möglich wird.
Abb.: Jugendliche werten bei einer Masterclass echte Daten aus, die vom ATLAS-Experiment am Large Hadron Collider aufgezeichnet wurden. (Bild: J. Socher, TU Dresden)
Das CosMO-Experiment – Cosmic Muon Observer – ist aus Komponenten, wie sie auch in einem Großexperiment genutzt werden, aufgebaut und gibt so einen direkten Einblick in die wissenschaftliche Arbeit der experimentellen Astroteilchenphysik. DESY hat innerhalb des Astroteilchen-Projekts von Netzwerk Teilchenwelt das CosMO-Experiment entwickelt und gebaut. Die wesentlichen Komponenten des Experimentes sind Szintillationszähler und eine Datenauslesekarte für die Datenerfassung. Die Daten werden zur Auswertung auf ein Netbook übertragen und lassen sich mit einem speziellen Programm auswerten.
„Das Astroteilchen-Projekt zeichnet sich dadurch aus, dass Jugendliche über das Netzwerk Teilchenwelt in direkten Kontakt mit Wissenschaftlern treten können“, sagt Michael Kobel von der TU Dresden, Projektleiter von Netzwerk Teilchenwelt. „Sie lernen Forschungseinrichtungen kennen und bekommen mit den Experimenten einen praxisnahen Zugang zur Astroteilchenphysik.“ Ulrike Behrens von DESY in Zeuthen, Leiterin des Astroteilchen-Projektes im Netzwerk Teilchenwelt ergänzt: „Das Arbeiten mit dem CosMO-Experiment vermittelt ein Gefühl davon, wie Forschung funktioniert – vom theoretischen Verständnis über die Datennahme und -auswertung bis zur Diskussion und Präsentation der Ergebnisse“. Bislang war dies an 13 Standorten von Netzwerk Teilchenwelt möglich. Nun eröffnen vier weitere Universitäten Jugendlichen und Lehrkräften in ihrer Region den Zugang zur Astroteilchenphysik. Mit dem Angebot wird das bereits bestehende, themenübergreifende Programm, das Teilchenphysik, Hadron- und Kernphysik und Astrophysik umfasst, weiter verstärkt.
Die Unis Kiel und Duisburg-Essen sind als neue Standorte dem Netzwerk beigetreten. Damit ist Netzwerk Teilchenwelt nun erstmals auch in Schleswig-Holstein vertreten. In Kiel werden die Experimente bereits bestehende Programme für Studieninteressierte an der Universität erweitern. An der Uni Duisburg-Essen ist das Angebot in die Schülerlabore integriert und wird dort Jugendlichen und Lehrkräften zur Verfügung stehen. Zusätzlich haben die Unis Rostock und Tübingen ihre Aktivitäten erweitert: Neben Teilchenphysik-Masterclasses wird es auch hier künftig Astroteilchen-Angebote geben. Die Uni Tübingen hat schon während der Bauphase gezeigt, wie aktives Netzwerken erfolgreich funktioniert, indem Studenten der Uni bei der Produktion in Zeuthen mitgewirkt haben.
Im Jahr 6 nach seiner Gründung hat Netzwerk Teilchenwelt nun insgesamt 26 teilnehmende Forschungsinstitute an 24 Standorten und erreicht mit seinen mobilen Angeboten alle Regionen in Deutschland. Netzwerk Teilchenwelt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Schirmherrin und Partnerin für Netzwerk Teilchenwelt ist die Deutsche Physikalische Gesellschaft. Die Projektleitung ist an der TU Dresden angesiedelt, die Leitung des Teilprojekts Astroteilchenphysik liegt bei DESY in Zeuthen.
DESY / RK