24.11.2016

Neue Basis für das Ampere

PTB-Forscher stellten das Ampere weitaus genauer dar als in der klassischen Definition.

Die Einheiten Meter und Sekunde sind schon vor Jahren auf ein solides, unver­änderliches Fundament gestellt worden. Nun sollen Kelvin, Kilogramm, Mol und Ampere folgen. So ist es PTB-Forschern gelungen, die besonders kleinen Stromstärken einer Einzel­elektronen-Pumpe in bisher uner­reichter Genauig­keit zu messen. Damit setzten sie einen wichtigen Meilen­stein auf dem Weg zur Revision des Inter­nationalen Einheiten­systems (SI).

Abb.: Halbleiter-Einzelelektronen-Stromquelle („Einzelelektronen-Pumpe“, links), angeschlossen an den hochgenauen Strom-Spannungswandler. (Bild: PTB)

Die heutige Defi­nition des Ampere ist alles andere als günstig: Sie basiert auf einem hypo­thetischen Versuchs­aufbau, der unter anderem zwei unendlich lange Leiter beinhaltet. In diesem Aufbau würde ein Ampere eine genau festgelegte Kraft erzeugen. Die Definition ist eng mit der Masse verknüpft, was den Physikern aufgrund der Insta­bilität des inter­nationalen Ur-Kilo­gramms seit langem ein Dorn im Auge ist. Denn die derzeitige Kilo­gramm-Definition setzt der Genauig­keit, mit der sich das Ampere rea­lisieren lässt, enge Grenzen. Daher wollen die Physiker das Urkilo­gramm im Jahr 2018 in den Ruhestand schicken und zeitgleich das Fundament des SI grundlegend sanieren.

Um dem Ampere den Sprung auf die Ebene der Natur­konstanten zu ermöglichen, zählen Physiker die Elektronen, die in einer bestimmten Zeit­einheit durch eine nur wenige Nanometer breite Leiter­bahn fließen. Das setzt voraus, dass sie den Elektronen­fluss mani­pulieren können, was ihnen mittels einer Einzel­elektronen-Pumpe gelingt. Mit den gepumpten Elektronen ist es möglich, die Elektronen zu zählen und damit die Elementar­ladung zu bestimmen.

Beim Einsatz der Einzel­elektronen-Pumpen mussten sich Physiker aus aller Welt in den vergangenen Jahren zwei wesent­lichen Heraus­forderungen stellen: Zum einen liefern die Pumpen nur sehr kleine Strom­stärken, die sich nur schwer messen lassen. Zum anderen kommt es beim Transport der Elektronen zu statis­tischen Fehlern, beispiels­weise wenn ein Elektron wieder zurück in sein Ausgangs­tal fällt oder zwei Elektronen in dasselbe Tal gepumpt werden. Darunter leidet die Genauigkeit. Für die Pump­fehler wurde bereits eine Lösung entwickelt und mit sehr langsamen Pumpen demonstriert: Die Physiker schalten mehrere Pumpen hinter­einander. Zwischen den Pumpen erkennen spezielle Detektoren, ob zu viele oder zu wenige Elektronen das Tal verlassen. Auf diese Weise lassen sich Fehler noch im Pump-Betrieb korrigieren.

Jetzt ist es den Wissen­schaftlern der PTB durch innovative Technik auch gelungen, die mess­technische Heraus­forderung zu meistern. Dank eines neuartigen Verstärkers können die Forscher den kleinen Strom etwa tausend­fach verstärken. Kombiniert mit zwei anderen quanten­metro­logischen Verfahren ist es dann möglich, kleine Strom­stärken mit weltweit unüber­troffener Genauig­keit zu messen. Mit ihrer Arbeit haben die Physiker der PTB gezeigt, dass sich das Ampere mittels kontrol­liertem Einzel-Elektronen-Transport deutlich genauer realisieren lässt, als es die klassische Ampere-Definition ermöglicht.

„Dabei wurde die Einzel-Elektronen­pumpe zwar noch ohne Korrektur betrieben, aber durch die Messung wissen wir jetzt, dass die Fehler in der Tat so klein sind, dass das Korrektur­verfahren auch mit schnellen Pumpen funk­tionieren sollte. Das ist ein echter Meilen­stein auf dem Weg zum neuen SI“, sagt Franz Ahlers, Leiter des Fach­bereichs Elek­trische Quanten­metrologie an der PTB. Der für 2018 geplanten Neude­finition steht somit aus „elek­trischer Sicht“ kaum noch etwas im Wege. Die Neu­definition der Einheit Ampere wird eine deutlich genauere Kali­brierung von Mess­instrumenten ermöglichen.

PTB / JOL

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