Neue Einblicke in die Materie
Hochdruckforschung in Kombination mit Kernresonanzspektroskopie.
Forschern der Uni Bayreuth und des Karlsruher Instituts für Technologie ist es erstmals gelungen, die magnetische Kernresonanzspektroskopie in Experimenten anzuwenden, bei denen Materialproben unter sehr hohen Drücken – ähnlich denen im unteren Erdmantel – analysiert werden. Das Verfahren verspricht neue Erkenntnisse über Elementarteilchen, die sich unter hohen Drücken oft anders verhalten als unter Normalbedingungen. Es wird voraussichtlich technologische Innovationen fördern, aber auch neue Einblicke in das Erdinnere und die Erdgeschichte, insbesondere die Bedingungen für die Entstehung von Leben, ermöglichen.
Abb.: Blick in die offene Hälfte einer Diamantstempelzelle. Darunter ist ein Trimmer-
Röntgenkristallographische Verfahren haben in der geo- und materialwissenschaftliche Hochdruckforschung immer wieder zu überraschenden Erkenntnissen über Strukturen und Verhaltensweisen von Materie geführt. Allerdings konnte die Kernresonanzspektroskopie, die beispielsweise sehr erfolgreich zur Aufklärung der Strukturen und Interaktionen von Biomolekülen angewendet wird, in der Hochdruckforschung bisher nicht eingesetzt werden. Eine technische Hürde stand im Weg: Es war bisher kaum möglich, die für die Kernresonanzspektroskopie wichtigen Magnetfelder auf die winzigen Proben in einer Diamantstempelzelle zu fokussieren und die dadurch erzeugten Signale zu messen.
Im August 2017 aber veröffentlichten Wissenschaftler des KIT eine neue Methode, die es erlaubt, die Kernresonanzspektroskopie für hochpräzise Untersuchungen auf kleinstem Raum einzusetzen. Hierfür haben sie magnetische Lenz-
„Das Portfolio der röntgenkristallographischen Verfahren, die uns bisher für die geo- und materialwissenschaftliche Hochdruckforschung zur Verfügung standen, wird durch die Kernresonanzspektroskopie jetzt erheblich erweitert. Die möglichen Anwendungsfelder sind noch gar nicht absehbar. Wir können jetzt das Verhalten von Elektronen und Atomkernen in physikalisch und geologisch wichtigen Systemen mit einer viel höheren Präzision untersuchen als bisher“, erklärt Dubrovinsky. „Diese Erkenntnisse können innovative Entwicklungen, beispielsweise in der Energie- oder der Medizintechnik, voranbringen. Vielleicht werden sie uns eines Tages auch dabei helfen, das große Rätsel zu klären, wie das Leben auf der Erde entstanden ist“, meint der Wissenschaftler.
U. Bayreuth / RK