14.12.2017

Neue Einblicke in die Materie

Hochdruckforschung in Kombination mit Kern­resonanz­spektro­skopie.

Forschern der Uni Bayreuth und des Karlsruher Instituts für Techno­logie ist es erst­mals gelungen, die magne­tische Kern­resonanz­spektro­skopie in Experi­menten anzu­wenden, bei denen Material­proben unter sehr hohen Drücken – ähnlich denen im unteren Erd­mantel – analy­siert werden. Das Ver­fahren ver­spricht neue Erkennt­nisse über Elementar­teilchen, die sich unter hohen Drücken oft anders ver­halten als unter Normal­bedin­gungen. Es wird voraus­sicht­lich techno­lo­gische Inno­va­tionen fördern, aber auch neue Ein­blicke in das Erd­innere und die Erd­geschichte, ins­be­sondere die Bedin­gungen für die Ent­stehung von Leben, ermög­lichen.

Abb.: Blick in die offene Hälfte einer Diamant­stempel­zelle. Darunter ist ein Trimmer-Konden­sator (grün) befestigt. (Bild: T. Meier, U. Bayreuth)

Röntgenkristallographische Verfahren haben in der geo- und material­wissen­schaft­liche Hoch­druck­forschung immer wieder zu über­raschenden Erkennt­nissen über Struk­turen und Ver­haltens­weisen von Materie geführt. Aller­dings konnte die Kern­resonanz­spektro­skopie, die beispiels­weise sehr erfolg­reich zur Auf­klärung der Struk­turen und Inter­aktionen von Bio­mole­külen ange­wendet wird, in der Hoch­druck­forschung bisher nicht ein­ge­setzt werden. Eine tech­nische Hürde stand im Weg: Es war bisher kaum möglich, die für die Kern­resonanz­spektro­skopie wich­tigen Magnet­felder auf die winzigen Proben in einer Diamant­stempel­zelle zu fokus­sieren und die dadurch erzeugten Signale zu messen.

Im August 2017 aber veröffentlichten Wissenschaftler des KIT eine neue Methode, die es erlaubt, die Kern­resonanz­spektro­skopie für hoch­präzise Unter­suchungen auf kleinstem Raum ein­zu­setzen. Hier­für haben sie magne­tische Lenz-Linsen ent­sprechend weiter­ent­wickelt. „Diese Forschungs­ergeb­nisse haben bei uns sofort die Über­legung aus­ge­löst, ob sich Lenz-Linsen in den Diamant­stempel­zellen so instal­lieren lassen, dass sie Kern­resonanz­spektro­skopie-Experi­mente unter hohen Drücken ermög­lichen“, sagt Leonid Dubro­vinsky von der Uni Bayreuth. In kurzer Zeit gelang es durch inten­sive Zusammen­arbeit, die Diamanten in den Stempel­zellen mit den neuen Lenz-Linsen so zu kombi­nieren, dass die in den Zellen ein­ge­schlos­senen Material­proben kern­resonanz­spektro­skopisch unter­sucht werden können. In ersten Experi­menten wurden die Proben Drücken von 72 Giga­pascal aus­ge­setzt, wie sie im unteren Erd­mantel herrschen.

„Das Portfolio der röntgenkristallographischen Verfahren, die uns bisher für die geo- und materialwissenschaftliche Hochdruckforschung zur Verfügung standen, wird durch die Kern­resonanzspektro­skopie jetzt erheb­lich erweitert. Die mög­lichen Anwendungs­felder sind noch gar nicht abseh­bar. Wir können jetzt das Ver­halten von Elek­tronen und Atom­kernen in physi­ka­lisch und geo­lo­gisch wich­tigen Systemen mit einer viel höheren Präzi­sion unter­suchen als bisher“, erklärt Dubro­vinsky. „Diese Erkennt­nisse können inno­vative Ent­wick­lungen, beispiels­weise in der Energie- oder der Medizin­technik, voran­bringen. Viel­leicht werden sie uns eines Tages auch dabei helfen, das große Rätsel zu klären, wie das Leben auf der Erde ent­standen ist“, meint der Wissen­schaftler.

U. Bayreuth / RK

Content Ad

Auf der Suche nach dem besten Signal-Rausch-Verhältnis?

Auf der Suche nach dem besten Signal-Rausch-Verhältnis?

Bringen Sie Ihre Messungen auf ein neues Level - wie weltweit bereits mehr als 1000 Labore vor Ihnen. Der MFLI Lock-In Verstärker setzt Maßstäbe in der Signalanalyse und in einem herausragenden Signal-Rausch-Verhältnis.

Anbieter des Monats

SmarAct GmbH

SmarAct GmbH

Mit der Entwicklung und Produktion von marktführenden Lösungen im Bereich hochpräziser Positioniertechnik, Automatisierungslösungen und Metrologie begleitet die SmarAct Group ihre Kunden zuverlässig bei der Realisierung ihrer Ziele.

Meist gelesen

Themen