26.07.2023 • Energie

Neue Membranen für eine effiziente Elektrolyse

Anlagen kommen ohne Edelmetalle und Fluorpolymere aus.

Einem Forschungsteam am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymer­forschung IAP gelang es, eine neue Klasse vielver­sprechender Anionen­austauscher-Polymere zu synthetisieren und daraus Membranen zu fertigen. Sie sind die Grundlage für die Entwicklung kostengünstiger, effizienter Elektrolyseure – den Anionenaustauschermembran-Wasserelektrolyseure (AEM-WE). „Unsere Membranen ermöglichen es, AEM-WE zu fertigen, die prinzipiell ohne Edelmetalle auskommen und keine Per- und Polyfluor­alkylsubstanzen (PFAS) enthalten. Damit ebnen wir den Weg für innovative System­architekturen, die preiswert und umweltschonend zugleich sind“, erläutert Taybet Bilkay-Troni, Leiterin der Abteilung Polymere und Elektronik die Vorteile der neuartigen Polymer­technologie.

Abb.: Eine neue Klasse von Polymeren für Anionen­austauscher­membranen (AEM)...
Abb.: Eine neue Klasse von Polymeren für Anionen­austauscher­membranen (AEM) sind Grundlage für die kostengünstige und umwelt­schonende Wasser­elektrolyse. (Bild: Fh.-IAP)

Die Entwicklung der neuen Anionen­austauscher-Polymere und der daraus resultierenden Membranen ist ein wichtiger Schritt für die Wasserstoff-Industrie in Deutschland. „Hersteller von Elektro­lyseuren sowie deren Zulieferer profitieren von unseren gewonnenen Erkennt­nissen“, sagt Bilkay-Troni. Derzeit erhältliche Membranen, wie beispielsweise der Marke Nafion, basieren auf dem Prinzip der Protonenleitung, die in der Protonen­austauschermembran-Wasser­elektrolyse (kurz PEM-WE) angewendet wird. Diese erfordert Kata­lysatoren aus teuren Edelmetallen, wie beispiels­weise Iridium. Die verwendeten Membranen enthalten zudem einen hohen Anteil von PFAS, welche in der Umwelt nur schwer abgebaut werden können und unter Verdacht stehen, krebserregend zu sein.

Die neu entwickelten Anionen­austauscher­membranen hingegen ermöglichen den Elektrolysebetrieb mit kostengünstigen Übergangs­metallen. Sie sind frei von PFAS und können über das Jahr 2025 hinaus im Einklang mit dem geplanten Beschränkungs­prozess für PFAS innerhalb der EU Chemikalien­verordnung „Reach“ verwendet werden. Für die Entwicklung von AEMs fehlten bisher hochleitfähige Materialien, die chemisch stabil sind und den Bedingungen in alkalischen Elektrolyseuren und Brennstoff­zellen standhalten. „Diese Lücke schließen wir nun mit unseren neu entwickelten Polymeren“, erklärt Bilkay-Troni.

Die neuartigen PFAS-freien Polyphenyl­chinoxaline (PPQs) weisen eine sehr gute Alkali­stabilität auf. Auf Basis der PPQs stellte das Team hydroxidionen­leitfähige Membranen her, die für Anwendungen in Elektrolyseuren geeignet sind. Das belegen in-situ Tests des Zentrums für Brennstoffzellen Technik ZBT. Die neuen Membranen erreichen im Elektrolyse­betrieb eine Stromdichte von einem halben Ampere pro Quadrat­zentimeter bei einer Spannung von zwei Volt. Die spezifische Leitfähigkeit für Hydroxidionen der neu entwickelten Membranen beträgt rund acht Millisiemens pro Zentimeter bei sechzig Grad Celsius und 95 Prozent relative Feuchte.

„Die Membranen werden weiter­entwickelt, um ihre Anionen-Leitfähigkeit zu erhöhen. Ziel ist es, unter gleichen Bedingungen vierzig Millisiemens pro Zentimeter zu erreichen, um mit den vorkommerziellen AEM-Materialien konkurrenz­fähig zu sein. Mit den neuartigen Polymeren sind wir auf einem guten Weg, die Leitfähigkeit, die Stabilität und damit die Performance des Elektro­lyseurs signifikant zu verbessern. Zusätzlich könnten diese AEM-Materialien in Zukunft auch in Brennstoff­zellen Anwendung finden“, sagen Ivan Radev und Miriam Hesse, Projekt­verantwortliche am Zentrum für Brennstoff­zellen Technik ZBT.

Fh.-IAP / JOL

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