Neue Quelle für magnetische Monopole
Suprafluide Heliumtröpfchen wirken auf eingetauchte Moleküle wie magnetische Monopole.
Bereits im 19. Jahrhundert erkannte man, dass die physikalischen Gesetze zur Beschreibung elektrischer Phänomene denen zur Beschreibung magnetischer Phänomene erstaunlich ähneln. Um die Symmetrie perfekt zu machen fehlte allerdings ein einziger Teil: magnetische Monopole. Während magnetische Monopole in Form von Elementarteilchen noch immer nicht entdeckt wurden, gab es in den letzten Jahren doch einige Erfolge darin, Objekte herzustellen, die sich effektiv wie magnetische Monopole verhalten. Jetzt haben Wissenschaftler am Institute of Science and Technology Austria gezeigt, dass es viel einfacher ist, solche effektiven magnetischen Monopole zu erhalten: Sie konnten zeigen, dass suprafluide Heliumtröpfchen auf in sie eingetauchte Moleküle wie magnetische Monopole wirken. Experimente mit solchen Systemen gibt es schon lange, diese interessante Eigenschaft war bisher aber unbemerkt geblieben.
Abb.: Illustration von magnetischen Monopolen in einem suprafluiden Heliumtröpfchen. (Bild: IST Austria)
Nanometergroße Tropfen von suprafluidem Helium mit darin eingetauchten Molekülen sind bereits seit mehreren Jahrzehnten Gegenstand von Untersuchungen und es ist auch eines der Forschungsgebiete von Mikhail Lemeshko und Enderalp Yakaboylu. Um die mathematische Beschreibung solcher rotierenden Moleküle drastisch zu vereinfachen, postulierte Lemeshko ein neues Quasiteilchen, und konnte Anfang dieses Jahres auch zeigen, dass dieses Quasiteilchen, das Angulon, Beobachtungen der letzten zwanzig Jahre erklären kann. Enderalp Yakaboylu benutzte das Angulon bereits, um zuvor unbekannte Eigenschaften dieser Systeme vorherzusagen. Das Merkmal, das sie nun entdeckten, kam jedoch völlig unerwartet und zeigte sich erst, nachdem sie mit dem Mathematiker Andreas Deuchert in Austausch getreten waren. „Es war für uns alle eine Überraschung als wir gesehen haben, dass diese Eigenschaft in den Gleichungen zutage tritt“, sagt Andreas Deuchert.
„In den bisherigen Experimenten hat man Systeme eigens so konstruiert, dass sie zu Monopolen werden. Hier ist es umgekehrt“, erklärt Enderalp Yakaboylu. „Das System war bekannt. Rotierende Moleküle wurden schon lange untersucht und erst danach stellte sich heraus, dass die magnetischen Monopole die ganze Zeit darin enthalten waren. Das ist eine völlig andere Sichtweise.“
Den Forschern zufolge eröffnet die Entdeckung neue Möglichkeiten für die Untersuchung magnetischer Monopole, da sich ihre magnetischen Monopole von anderen bisher bekannten Systemen unterscheiden. „Der Unterschied ist, dass wir es mit einem molekularen System zu tun haben. Unsere magnetischen Monopole bilden sich in einer Flüssigkeit und nicht in einem festen Kristall, und das kann man nutzen, um die Untersuchung von magnetischen Monopolen zu vereinfachen“, erklärt Lemeshko.
IST Austria / JOL