Neuer Helikon-Plasmastrahler soll im Weltraum aufräumen
Sicherheit für bemannte Raumfahrt und Satelliten auch in Zukunft gewährleistet.
Über die letzten Jahrzehnte hinweg hat sich jede Menge Weltraummüll in der Erdumlaufbahn angesammelt. Diese Überbleibsel früherer Weltraummissionen sowie nicht mehr im Einsatz befindliche Satelliten und Weltraumsonden können Schäden an Raumfahrzeugen verursachen, mit funktionsfähigen Satelliten aber auch anderem Weltraummüll kollidieren und weitere Trümmer entstehen lassen. Über 600.000 Objekte mit einem Durchmesser größer einem Zentimeter befinden sich derzeit in verschiedenen Umlaufbahnen. 13.000 von ihnen, die mit einer Größe von über fünf Zentimeter eine Gefahr für laufende Missionen und wertvolle Technologie im Orbit darstellen, werden kontinuierlich beobachtet, damit die Sicherheit von Weltraummissionen gegeben ist. Auch die Internationale Raumstation ISS muss gelegentlich dem Weltraummüll, der in den kommenden Jahren noch zunehmen wird, ausweichen.
Abb.: Von wegen „Leerer Raum“: Unmengen kleiner und großer Partikel auf verschiedenen Umlaufbahnen um die Erde gefährden Satelliten, Sonden und die bemannte Raumfahrt. (Bild: Universität Tohuko)
Eine aktive Beseitigung des Weltraummülls wird also unerlässlich werden, um die Sicherheit im Orbit zu gewährleisten. Wenn in naher Zukunft keine Abhilfemaßnahmen ergriffen werden, wird es schwierig sein, die Weltraumaktivitäten im geplanten Umfang aufrechtzuerhalten. Um dieses Problem zu lösen, wurden bisher mehrere Methoden zur Entfernung des Mülls vorgeschlagen. Sie sind entweder kontaktbehaftet – wie Roboterarme, Einfangnetze und elektrodynamische Fänger – oder kontaktlos – wie Laser und Ionenstrahlführungen, wobei die kontaktlosen Methoden als sicherer erachtet werden.
Eine der kontaktlosen Methoden verwendet ein an einem Satelliten montiertes Ionentriebwerk. Der aus dem Triebwerk ausgestoßene und gegen Weltraumschutt gerichtete Plasmastrahl verlangsamt die getroffenen Teile, so dass diese auf eine niedrigere Höhe fallen, in die Erdatmosphäre eintreten und dort im Idealfall rückstandsfrei verbrennen. Die Sache ist jedoch kniffelig: Das Auswerfen des Plasmastrahls in Richtung des Schuttes beschleunigt den Satelliten in die entgegengesetzte Richtung. Dies erschwert es, einen gleichmäßigen Abstand zwischen Schutt und dem Satelliten einzuhalten.
Abb.: Konzept zur Entfernung von Weltraumschrott durch bidirektionale Impulsausstoßung aus einem Satelliten. (Bild: Kazunori Takahashi)
„Eine Enttrümmerung mit einem einzigen Hochleistungsantriebssystem wäre für die Raumfahrt von großem Nutzen“, sagte Professor Kazunori Takahashi von der Tohoku University in Japan, der in Zusammenarbeit mit Kollegen der Australian National University an neuen Technologien zur Entfernung von Weltraumschrott forscht.
Gemeinsam konnten die Wissenschaftler zeigen, dass ein Helikon-Plasmastrahler die Entfernung von Weltraumschrott mit nur einem Antriebssystem durchführen kann. Im Laborexperiment wurde die bidirektionale Ausstoßung von Plasmafahnen aus einer einzelnen Plasmastrahlquelle mit einem Magnetfeld und Gasinjektion präzise gesteuert. An einem das Trümmerteil simulierenden Objekt wurde dabei die Krafteinwirkung gemessen, die im Weltall dann zur Verringerung dessen Geschwindigkeit führen würde. Der zusätzliche Plasmaausstoß in die entgegengesetzte Richtung sorgte dafür, dass die Nettokraft zwischen Plasmastrahler und Testobjekt Null blieb. Das mit nur einem Plasmastrahler versehene System, kann in drei Betriebsarten betrieben werden: Beschleunigung des Satelliten, Verzögerung des Satelliten und Entfernung von Schmutz.
Abb.: Schema eines Helikon-Plasmastrahle mit zwei Ausgängen und Fotos der drei Betriebsarten im Labortest. (Bild: Kazunori Takahashi)
„Der Helikon-Plasmastrahler ist ein elektrodenloses System, das lange Betriebsdauern auf hohem Leistungsniveau ermöglicht“, sagt Takahashi, „Diese Erfindung unterscheidet sich erheblich von bestehenden Lösungen und wird einen wesentlichen Beitrag zu zukünftigen bemannten Weltraummissionen leisten“.
Tohoku University / LK