Neuer Transistor soll Mooresches Gesetz retten
Transistor auf Basis halbleitender Kohlenstoffnanoröhrchen ist nur halb so groß wie aktuelle Siliziumtransistoren.
Die Halbleiterindustrie hat ein Problem: Die seit über fünf Jahrzehnten anhaltende Erfolgsstory der ständigen Miniaturisierung integrierter Schaltkreise, beschrieben durch das Mooresche Gesetz, droht ein Ende zu finden. Zumindest was das Grundmaterial Silizium angeht, scheint die Verkleinerung von Transistoren an beinharte, physikalische Grenzen zu stoßen. Eine mögliche Alternative sind Transistoren auf Basis von halbleitenden Kohlenstoffnanoröhrchen. Forscher von IBM haben nun einen Transistor vorgestellt, der nur halb so groß ist wie aktuelle Siliziumtransistoren und unter gleichen Bedingungen dennoch höhere Ströme liefert.
Abb.: Schematischer Aufbau eines Transistors mit einem einzelnen Kohlenstoffnanoröhrchen (rot) als Kanal (links). Aufbau eines Transistors mit mehreren, parallelen Röhrchen (rechts; Bild: Q. Cao et al.)
Die International Technology Roadmap for Semiconductors, eine Prognose über die zukünftige Entwicklung der Halbleitertechnik, die als roter Faden für Chip- und Gerätehersteller gilt, steckt trotz der absehbaren Probleme mit Silizium ehrgeizige Ziele: Innerhalb des nächsten Jahrzehnts soll sich die Größe von Transistoren einschließlich sämtlicher Komponenten von derzeit knapp 100 auf 40 Nanometer reduzieren. Im Thomas J. Watson Research Center von IBM in New York hat man diese Marke allerdings jetzt schon erreicht. Wie die Forscher berichten, waren spezielle Methoden zur Kontaktierung, die Erzeugung hochreiner Kohlenstoffröhrchen und deren selbst organisierte Anordnung die wichtigsten Voraussetzungen für diesen Erfolg.
Zwar wurden in den letzten Jahren bereits verschiedene Transistoren aus Kohlenstoffnanoröhrchen vorgestellt, deren charakteristische Maße (etwa die Gatelänge) die von aktuellen Siliziumtransistoren untertrafen, sie alle wiesen jedoch Gesamtgrößen auf, die deutlich über denen ihrer Pendants aus Silizium lagen. Das Hauptproblem dabei war die Kontaktierung der Röhrchen: Um den elektrischen Widerstand weit genug zu reduzieren, waren Kontakte für Source und Drain von jeweils 100 bis 200 Nanometern Länge nötig. Indem sie eine Legierung aus Kobalt und Molybdän für die Kontakte verwendeten, konnten die Forscher die Verarbeitungstemperatur bei der Kontaktierung um 200 Grad senken. Dadurch gelang es einerseits, bei ausreichender Leitfähigkeit die Kontaktlängen auf zehn Nanometer zu reduzieren und andererseits die Struktur des zwanzig Nanometern breiten Spaltes zwischen Source und Drain zu erhalten.
Herzstück des neuen Transistors ist ein einwandiges Kohlenstoffröhrchen mit einem Durchmesser von etwa einem Nanometer, das aufgrund seiner speziellen Struktur Halbleitereigenschaften aufweist und den Kanal des Transistors bildet. Nach dem Abscheiden des Röhrchens auf einem Siliziumsubstrat erfolgt die Begrenzung der Länge des gesamten Bauteils auf vierzig Nanometer durch normal zum Röhrchen verlaufende Siliziumoxids. Zwischen diesen Erhöhungen werden dann die Source- und Drain-
Dieser Aufbau diente den Forschern in erster Linie zur Evaluierung der Leistungsfähigkeit einzelner Röhrchen. Für praxisrelevante, technische Anwendungen sind jedoch Kanäle aus mehreren, parallel angeordneten Röhrchen nötig. Nur so können die erforderlichen Ströme erreicht werden. Um einen solchen Aufbau zu realisieren, bedeckten die Forscher ein Substrat, auf dem bereits eine großflächige Gateelektrode aufgebracht war, vollständig mit den Röhrchen, die sich parallel ausrichteten und die gesamte Oberfläche bedeckten. Anschließend ätzen sie alles bis auf den späteren Kanalbereich wieder weg und begrenzten und kontaktierten die Nanoröhrchen wie zuvor – mit dem Unterschied, dass das Gate nun unterhalb des Kanals lag. Auch dieser Transistor war auf eine Gesamtlänge von vierzig Nanometern begrenzt, lieferte allerdings Ströme, die höher waren als die aktueller Siliziumbauteile.
Zwar handelt es sich lediglich um die Demonstration eines einzelnen Transistors und es bleibt offen, ob die Integration von Milliarden solcher Bauteile technisch machbar beziehungsweise wirtschaftlich rentabel sein wird – eine Forschergruppe der Universität Stanford hat allerdings schon vor einigen Jahren gezeigt, dass Computer auf Basis von Kohlenstoffnanoröhrchen funktionieren können. Ihnen ist es gelungen, 178 Transistoren zu einem Schaltkreis zu kombinieren und darauf ein funktionsfähiges Betriebssystem laufen zu lassen.
Letztes Jahr wiederum ließ eine weitere amerikanische Forschergruppe mit einer etwas anderen Version eines Kohlenstoffnanoröhrchen-
Thomas Brandstetter
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