11.04.2016

Neutronensterne am Limit

Einfache Formel beschreibt maxi­male Masse vor dem fi­nalen Kollaps.

Neutronensterne gehören zu den kompaktesten Objekten im Uni­versum. Ihr starkes Gra­vi­ta­tions­feld zieht un­wei­ger­lich immer mehr Masse an. Doch diesem Prozess sind Grenzen ge­setzt. Ist eine kri­tische Masse er­reicht, so kolla­biert der Neu­tronen­stern zu einem schwarzen Loch. Wie groß die Masse maxi­mal werden darf, war eine seit Jahr­zehnten offene Frage. Astro­physiker Uni Frank­furt haben jetzt eine ein­fache Formel dafür ge­funden. Die Flieh­kraft des rotie­renden Neu­tronen­sterns kann eine Weile die zu­neh­mende Gra­vi­ta­tions­kraft kom­pen­sieren. Dabei muss sich der Stern umso schneller drehen, je mehr Masse er an­häuft, bis er schließ­lich aus­ein­ander bricht. Somit ist die abso­lute Ober­grenze für die Masse eines Neu­tronen­sterns durch die maxi­male Masse bei schnellst­mög­licher Rotation ge­geben.

Abb.: Simulation der Gravi­tations­wellen von einem kolla­bierenden Neutronen­stern. (Bild: L. Rezzolla, U. Frankfurt)

Diese Masse aus Grundprinzipien zu berechnen, ist jedoch nicht mög­lich, weil die Zustands­gleichung, die Aus­kunft über Tempe­ratur- und Druck­ver­hält­nisse der Elemente im Stern gibt, unbe­kannt ist. Doch die Forscher fanden für dieses Problem eine ele­gante Lösung: Wie sie zeigen, lässt sich die maxi­male Masse eines schnell rotie­renden Neu­tronen­sterns aus der maxi­malen Masse der ent­spre­chenden nicht­rotierenden Konfi­gu­ration ab­leiten.

„Es ist erstaunlich, dass sich ein komplexes System wie ein rotie­render Neu­tronen­stern durch eine so ein­fache Relation be­schreiben lässt“, erklärt Luciano Rezzolla. „Wir wissen jetzt, dass der Neu­tronen­stern durch schnellst­mög­liche Rotation höch­stens zwanzig Prozent seiner maxi­malen nicht­rotie­renden Masse zu­legen kann.“ Rezolla, Professor für Theore­tische Astro­physik, und Master­studentin Cosima Breu haben Zehn­tausende Modelle für Neu­tronen­sterne be­rechnet. Aus­schlag­gebend für ihre Ent­deckung war, dass sie die Daten unter dem rich­tigen Blick­winkel betrach­teten: Sie fanden eine Nor­mierung, dank der sich die Neu­tronen­sterne unab­hängig von ihrer Zustands­gleichung auf uni­ver­selle Weise be­schreiben lassen.

Das universelle Verhalten für die maximale Masse ist Teil einer größeren Klasse uni­ver­seller Bezie­hungen, die kürz­lich für Neu­tronen­sterne ent­deckt wurden. In diesem Kontext haben die Forscher auch eine ver­ein­fachte Form ge­funden, das Träg­heits­moment eines rotie­renden Neu­tronen­sterns in Ab­hängigkeit von seiner Kompakt­heit aus­zu­drücken. Sobald es gelingt, Träg­heits­momente experi­mentell an binären Pulsaren zu messen, wird es mit­hilfe dieser neuen Methode möglich sein, deren Radius mit einer Genauig­keit von zehn Prozent oder besser zu bestimmen.

Das einfache, aber grundlegende Ergebnis eröffnet die Mög­lich­keit, künftig mehr uni­ver­selle Be­ziehungen in rotie­renden Sternen aufzu­spüren. „Wir hoffen, noch mehr ähn­lich auf­regende Ergeb­nisse zu finden, wenn wir das weit­gehend uner­forschte Gebiet der diffe­ren­tiell rotie­renden Neu­tronen­sterne er­kunden. Bei diesen Sternen rotiert die Masse im Zentrum schneller als die Ober­fläche“, so Rezzolla.

GUF / RK

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