23.04.2010

''Nicht nur ein Kopf, sondern auch ein Kerl!''

Max von Laue, der Entdecker der Röntgenstrahlinterferenz, starb am 24. April vor fünfzig Jahren.

„Nicht nur ein Kopf, sondern auch ein Kerl!“

Physik Journal – Max von Laue, der Entdecker der Röntgenstrahlinterferenz, starb am 24. April vor fünfzig Jahren.

Max von Laue (1879-1960) war nicht nur als Wissenschaftler ohne Fehl und Tadel, sondern auch als Mensch. Während die meisten seiner Kollegen und Zeitgenossen sich im Dritten Reich in eilfertigem Opportunismus den politischen Zeitumständen angepasst hatten, bewies Laue gegenüber den nationalsozialistischen Machthabern Standhaftigkeit und Zivilcourage. Anlässlich seines fünfzigsten Todestages beleuchtet der Wissenschaftshistoriker Dieter Hoffmann in der Mai-Ausgabe des Physik Journals Leben und Werk des Physikers.

Abb.: Max von Laue, geb. 9. Oktober 1879 in Pfaffendorf bei Koblenz, gest. 24. April 1960 in Berlin (West). (Bild: MPG Archiv)

1892 beginnt Max von Laue in Straßburg mit dem Physikstudium und wechselt bereits im folgenden Jahr nach Göttingen und für die letzten drei Semester nach Berlin, wo er bei Max Planck im Juli 1903 promoviert und später auch habilitiert. In seinen frühen Arbeiten beschäftigt er sich mit der Speziellen und Allgemeinen Relativitätstheorie sowie mit Problemen der Supraleitung.

So verdienstvoll und teilweise bahnbrechend diese Arbeiten sind, so werden sie doch von der Entdeckung der Röntgenstrahlinterferenzen in den Schatten gestellt, für die Max von Laue 1914 den Nobelpreis erhält. Ausgangspunkt dieser epochalen Entdeckung war Laues Idee, zu prüfen, ob nicht ein Kristall für Röntgenstrahlen dasselbe darstelle wie ein Beugungsgitter für gewöhnliches Licht. Anknüpfend an ein Gespräch mit Peter Paul Ewald entwickelt Laue die Idee, Kristalle als dreidimensionale Beugungsgitter für Röntgenstrahlen zu verwenden, um so die damals noch umstrittene Wellennatur der Röntgenstrahlung, aber auch die Raumgitterstruktur von Kristallen nachzuweisen. Seinen Kollegen Walter Friedrich und Paul Knipping gelingt es experimentell, das erste Photogramm der Interferenzerscheinung zu erzeugen. Mit dieser Entdeckung ist der zweifelsfreie Nachweis erbracht, dass es sich bei den Röntgenstrahlen um eine extrem kurzwellige Strahlung handelt und Kristalle regelmäßig aus Atomen in Form von Raumgittern aufgebaut sind.

In der Zeit des Dritten Reichs zeichnet sich Laue durch seine aufrechte und unbeugsame Haltung gegenüber den nationalsozialistischen Machthabern und ihren Statthaltern in der Physik aus. Dies zeigt sich etwa im Frühjahr 1933 bei der Austrittsaffäre Einsteins in der Berliner Akademie. Auch führt er die Fronde gegen die Zuwahl des Nazi-Aktivisten Johannes Stark in die Akademie an. Seine Abneigung gegen das NS-Regime hat Laue auch in den folgenden Jahren wiederholt unter Beweis gestellt – so als er sich im Jahre 1934 mit einem Nachruf zu Fritz Haber bekennt und wiederholt verfolgten und in die Emigration gezwungenen Kollegen helfend zur Seite steht. Seine aufrechte Haltung trägt ihm die Anerkennung Einsteins ein, der 1934 aus dem amerikanischen Exil an seinen Freund und Kollegen schreibt: „Ich habe nämlich immer gefühlt und gewusst, daß Du nicht nur ein Kopf, sondern auch ein Kerl bist.“

In der Nachkriegszeit setzt sich Laue mit großem Engagement für den Wiederaufbau ein und trägt maßgeblich dazu bei, dass insbesondere die deutsche Wissenschaft relativ schnell wieder eine zukunftsträchtige Perspektive erhält. So nimmt er auf die Neugründung der heutigen Physikalisch-Technischen Bundesanstalt gestaltenden Einfluss und überführt das ehemalige Kaiser-Wilhelm-Institut für physikalische Chemie und Elektrochemie unter dem Namen Fritz-Haber-Institut in die Max-Planck-Gesellschaft.

Am 24. April 1960 stirbt der passionierte Autofahrer an den Folgen eines Verkehrsunfalls.

Artikel von und über Max von Laue in den Physikalischen Blättern:

AH

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