20.12.2018

Nie mehr brennende Smartphone-Akkus

Designprinzipien für sichere Batterien iden­ti­fi­ziert.

In Flammen stehende Laptops oder Smartphones sind oft auf Dendriten in Batterien zurück­zu­führen. Diese ast­artigen Aus­wüchse an der Anode können Kurz­schlüsse aus­lösen, die zum Batterie­brand führen. Warum die häufig in mobilen End­geräten ein­ge­setzten Lithium-Ionen-Speicher­systeme zur Dendriten­bildung neigen, magnesium­basierte Batterien jedoch zum Beispiel nicht, haben Forscher Axel Groß und Markus Jäckle von der Uni Ulm unter­sucht. Anhand von Simu­la­tionen an Super­computern konnten sie erst­mals Metall­eigen­schaften identi­fi­zieren, die das Dendriten­wachstum beein­flussen. Auf dieser Basis lassen sich Design­empfehlungen formu­lieren, die bei der Ent­wick­lung zuver­lässiger neuer Speicher­systeme helfen – nicht nur für Smart­phones und Laptops, sondern auch im Hinblick auf globale Heraus­forde­rungen wie die Energie­wende und die zuneh­mende Elektro­mobilität.

Abb.: Lichtmikroskopische Aufnahme eines wach­senden Dendriten aus Lithium...
Abb.: Lichtmikroskopische Aufnahme eines wach­senden Dendriten aus Lithium während der elektro­chemischen Abschei­dung des Metalls aus einer Elektro­lyt­lösung. Bild: Mönig, HIU/ Kramer, KIT)

Bisher glauben viele Forscher, dass die Zusammen­setzung der Ober­flächen­schicht auf der nega­tiven Elek­trode und des Elektro­lyten ursäch­lich für die Dendriten­bildung ist. Aller­dings deuten neue experi­men­telle Forschungs­ergeb­nisse aus dem Helm­holtz-Institut Ulm in eine andere Rich­tung: Demnach scheint eine dem Metall inne­wohnende Eigen­schaft die ast­artigen Aus­wüchse zu bedingen. Dabei haben die Forscher die Selbst­diffu­sions­barrieren ver­schie­dener Metalle im Blick, die in Akkus ver­wendet werden. Diese Barrieren sind dafür ver­ant­wort­lich, wie gleich­mäßig sich Metall­atome beim Wieder­auf­laden der Batterie, nach der Abschei­dung, auf der Anoden-Ober­fläche ver­teilen.

„Wir haben uns gefragt, ob es eine einfache physi­ka­lisch-chemische Material­eigen­schaft gibt, mit dessen Hilfe man vorher­sagen kann, ob metal­lische Anoden in Batterien zum Dendriten­wachstum neigen. Dabei sind wir davon aus­ge­gangen, dass die Beschaffen­heit der Anoden-Ober­fläche, ob rau oder glatt, einen erheb­lichen Ein­fluss auf die Dendriten­bildung hat“, sagt Groß. Ein solcher Deskriptor wäre hoch­relevant, denn welt­weit suchen Forscher nach zuver­lässigen Nach­folge­systemen für Lithium-Ionen-Batterien. Für ihre Unter­suchung haben die Wissen­schaftler um Groß Forschungs­ergeb­nisse aus Theorie sowie Experi­ment kombi­niert: Anhand von Simu­la­tionen konnten sie die experi­men­tellen Daten im Detail nach­voll­ziehen. Mit­hilfe von Super­computern berechnete die Gruppe Diffu­sions­barrieren und Eigen­schaften unter­schied­licher, in Batterien ver­wen­deter Materi­alien auf atomarer Ebene.

Die Ergebnisse bestätigen die wichtige Rolle der Selbst­diffu­sions­barrieren: Beim Wieder­auf­laden der Batterie, nach dem Ab­scheiden, ver­teilen sich Metall­atome äußerst gleich­mäßig, wenn die Diffu­sions­barrieren niedrig sind. Ent­sprechende Materi­alien, beispiels­weise Magne­sium oder Alu­minium, zeigen dadurch kein Dendriten­wachstum. Im Fall von hohen Diffu­sions­barrieren wie bei Lithium- und Natrium-Speichern bilden sich jedoch raue Ober­flächen, die nadel­artige, dendri­tische Struk­turen begünstigen. Demnach erlaubt die Höhe der Diffu­sions­barrieren als Deskriptor Vorher­sagen darüber, ob metal­lische Anoden in Batterien zu Dendriten­wachstum neigen oder nicht. Daraus lässt sich zwar noch keine voll­ständige Theorie des Dendriten­wachstums ableiten, wohl aber Design­prinzi­pien für sichere Batterien.

„Unsere Ergebnisse lassen erwarten, dass wir Dendriten­wachstum durch eine Ver­ringe­rung der Höhe von Selbst­diffusions­barrieren gezielt ver­hindern können. Dies gelingt zum Beispiel durch die Modi­fi­kation der Anoden-Ober­fläche. Eine andere Möglich­keit wäre es, von vorn­herein Anoden­materi­alien mit niedrigen Selbst­diffu­sions­barrieren aus­zu­wählen, die auf­grund dieser Eigen­schaft nicht zur Dendriten­bildung neigen“, erklärt Jäckle.

U. Ulm / RK

Weitere Infos

ContentAd

Kleinste auf dem Markt erhältliche Hochleistungs-Turbopumpe

Kleinste auf dem Markt erhältliche Hochleistungs-Turbopumpe

Die HiPace 10 Neo ist ein effizienter, kompakter Allrounder für den Prüfalltag, der geräuscharm und besonders energieeffizient ist.

Weiterbildung

Weiterbildungen im Bereich Quantentechnologie
TUM INSTITUTE FOR LIFELONG LEARNING

Weiterbildungen im Bereich Quantentechnologie

Vom eintägigen Überblickskurs bis hin zum Deep Dive in die Technologie: für Fach- & Führungskräfte unterschiedlichster Branchen.

Meist gelesen

Themen