24.06.2020 • Energie

Optimierte Brennstoffzellen

Rezirkulierung von Wasserstoff erhöht den Wirkungsgrad und verlängert die Lebensdauer.

Brennstoffzellen wandeln chemische in elektrische Energie und sind damit ein wichtiger Schritt auf dem Weg hin zu einer CO2-neutralen Mobilität. Das Institut für Turbo­maschinen und Fluid­dynamik (TFD) der Leibniz Universität Hannover (LUH) entwickelt in einem neu gestarteten Kooperations­projekt ein Rezirkulations­gebläse für die Wasserstoff-Seite von Brennstoff­zellen. Die Ziele: höhere Effizienz und Zuverlässigkeit, längere Lebens­dauer sowie geringere Kosten beim Einsatz von Brennstoff­zellen. 

Abb.: Dieses Simulationsbild zeigt die Strömung durch ein axiales...
Abb.: Dieses Simulationsbild zeigt die Strömung durch ein axiales Schaufel­gitter: Eine Mischung aus Wasser­stoff, Stick­stoff und Wasser­dampf strömt durch ein Bauteil des Rezirkulations­gebläses, das vor dem Verdichter sitzt. (Bild: TFD)

Das Gebläse wird auf dem vom Unternehmen G+L innotec entwickelten Medien­spalt­motor aufbauen. Die G+L innotec GmbH aus Laupheim bei Ulm koordiniert das Forschungs­vorhaben; weiterer Partner ist die Zentrum für Brennstoff­zellen­technik GmbH aus Duisburg. „Die wasserstoff­basierte Brennstoff­zellentechnik ist wichtig für die Elektrifizierung im Mobilitäts­sektor, insbesondere für Nutz­fahrzeuge, bei denen die Reichweite eine große Rolle spielt“, sagt Philipp Nachtigal, Gruppenleiter am TFD, und ergänzt: „Außerdem hat sie Potenziale für die dezentrale und mobile Energie­versorgung, zum Beispiel auf Baustellen, auf denen Lärm und Schadstoff­bilanz wichtig sind.“

In Brennstoff­zellen wird Wasserstoff in die Anode eingeblasen – aber nie ganz verbraucht. Durch die Rezirkulation wird der nicht genutzte Wasserstoff nicht verschwendet, sondern kann erneut zugeführt werden. Aktuell kommen für die Rezirkulation einfache Strahl­pumpen zum Einsatz, die jedoch nicht in jedem Betriebspunkt effizient arbeiten: Vor allem in Start-Stopp-Szenarien – also beim häufigen Anfahren und Abbremsen, beispiels­weise im Stadt­verkehr – wird viel Wasserstoff verbraucht. „Das Rezirkulations­gebläse, das wir auf Basis des Medien­spalt­motors entwickeln, kann dagegen immer dann zugeschaltet werden, wenn die Strahl­pumpe keine ausreichende Leistung bringt oder die Brennstoff­zelle gespült werden muss“, erklärt Nachtigal. 

Die Forscher erwarten dadurch mehrere Vorteile: Erstens wird der Wasserstoff in dem neuen Rezirkulations­gebläse hermetisch gekapselt und ohne dynamische Dichtungen transportiert. „Das ist sicherheits­technisch ein bedeutender Zugewinn und kostengünstig in der Fertigung“, sagt Christoph Klunker, Produkt­manager im Business Development von G+L innotec. Zweitens strömt der Wasserstoff durch den Medien­spalt­motor und kühlt ihn – das steigert die Effizienz des Antriebs. Drittens lässt sich der Anoden­kreislauf präzise last­abhängig steuern, wodurch der Wasserstoff­verbrauch sinkt. Und viertens: Stick­stoff und Feuchtig­keit, die durch die Membran der Brennstoff­zelle in den Anoden­kreis gelangen, werden zuverlässig aus dem Brenn­stoff­zellen­stapel abgesaugt – unabhängig davon, wie viel Leistung abgerufen wird. „Das ist gut für die Lebens­dauer der Brennstoff­zelle“, so Klunker.

Das Team der LUH bringt vor allem sein Know-how auf dem Gebiet der Auslegung von Turbo­maschinen mit Hilfe der numerischen Strömungs­simulation ein: Die Hauptaufgabe des TFD ist die strömungs­mechanische Auslegung des Anoden­kreislaufs. Die Wissenschaftler aus Hannover legen insbesondere die Geometrie des Laufrades aus, das im Gebläse für die Beschleunigung des Wasserstoffs sorgt. Außerdem integrieren sie funktional den für den Betrieb notwendigen Wasser­abscheider in das Rezirkulations­gebläse. „Wir stehen dazu ist enger Abstimmung mit den Kooperations­partnern, um Betriebs­bedingungen, Stoff­zusammen­setzungen und auch geometrische Rand­bedingungen abzuklären und zu optimieren“, sagt Nachtigal vom TFD.

Das Projekt „REZEBT – Rezirkulations­gebläse-Entwicklung in der Brennstoff­zellen-Technologie“ läuft seit April 2020 für zwei Jahre und wird von der Arbeits­gemeinschaft industrieller Forschungs­vereinigungen „Otto von Guericke“ e.V. (AiF) gefördert. Das Team der LUH erhält einen Anteil von rund 180.000 Euro. Die drei Projektpartner wollen die Entwicklung des Rezirkulations­gebläses bis 2022 abschließen. „In einem Jahr wollen wir einen Prototypen haben“, sagt Walter Lindenmaier, Gesellschafter von G+L innotec. Auf Grundlage der Forschungs­ergebnisse planen alle Projektpartner wissenschaftliche Veröffentlichungen; die Vermarktung des neuen Gebläses übernimmt die G+L innotec.

U. Hannover / DE
 

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