Ordnung durch Chaos
Optisches Chaos optimiert Kopplung von Licht in Resonatoren und Wellenleiter.
Physiker der Otto-von-Guericke-
Abb.: Illustration des Kopplungsprozesses zwischen einem geraden Wellenleiter und einem Lichtspeicher. Dank optischem Chaos kann der Radfahrer dem schnell fahrenden Auto Lichtpakete effizient übergeben. (Bild: Y. Feng & X. Huang)
„Extrem kompakte optische Schaltkreise, in denen Licht statt Elektronen zur Datenübertragung verwendet wird, könnten künftig die Kommunikation und Datenverarbeitung revolutionieren. Aber die Kontrolle von Licht stellt eine große Herausforderung dar,“ so Jan Wiersig. „Das Hauptproblem dabei ist, dass das Licht in den verschiedenen Bestandteilen des Schaltkreises, z. B. im Lichtspeicher oder auch im Wellenleiter, was dem Draht in einem elektrischen Schaltkreis entspricht, unterschiedliche Geschwindigkeiten hat. Das bedeutet, dass es nicht effizient und kontrolliert von einem Bestandteil des Schaltkreises zum nächsten wechseln kann.“
Um die unterschiedlichen Geschwindigkeiten des Lichts in dem Wellenleiter und in einem angrenzenden ringförmigen Lichtspeicher aneinander anzugleichen und somit eine schnelle Übergabe von Lichtpaketen in den Speicher zu ermöglichen, benutzten die Wissenschaftler erstmals ein besonderes Verfahren: Sie verformten die ringförmige Struktur des Lichtspeichers leicht und erzeugten damit ein „optisches Chaos“.
Das äußert sich darin, dass es zu schnellen Schwankungen der Geschwindigkeit des Lichts im Lichtspeicher kommt. Diese schnellen Schwankungen haben zur Folge, dass die unterschiedlichen Geschwindigkeiten im Wellenleiter und Lichtspeicher für einen sehr kurzen Moment gleich und synchronisiert sind. Diese extrem kurze Zeitspanne reicht aus, um Licht sehr schnell aus dem Wellenleiter in den Lichtspeicher einzuspeisen oder auch wieder zu entnehmen. Mit diesem Verfahren könnten künftig Licht statt Elektronen genutzt werden, um sehr große Datenmengen breitbandig in optischen Schaltkreisen zu verarbeiten.
U. Magdeburg / DE