Organisation für „Extremes Licht“
DPG-Vizepräsident Wolfgang Sandner wurde zum designierten Generaldirektor der internationalen Organisation für die „Extreme Light Initiative“ berufen.
Mit der „Extreme Light Initiative“ (ELI) wird erstmals in Osteuropa eine Großforschungsinfrastruktur entstehen, und zwar verteilt auf drei Länder. Statt EU-Strukturmittel von einigen hundert Millionen Euro in Straßen und Brücken zu investieren, haben Rumänien, Tschechien und Ungarn entschieden, dieses Geld für je ein Teilprojekt zu nutzen.
Trotz der verschiedenen Standorte soll ELI unter dem gemeinsamen Dach eines European Research Infrastructure Consortium (ERIC) betrieben werden. Die EU hat diese Rechtsform im Jahr 2009 geschaffen. Sie ermöglicht es, europäische Konsortien zum Bau und Betrieb von Forschungsinfrastrukturen zu gründen, ohne dafür einen mehrsprachigen völkerrechtlichen Vertrag abschließen zu müssen, wie das zum Beispiel bei der europäischen Synchrotronstrahlungsquelle ESRF der Fall war. Im Rahmen dieses ERIC können dann neben den Sitzländern weitere europäische Staaten den laufenden Betrieb finanzieren.
Als Zwischenschritt haben Mitte April Bevollmächtigte der drei Länder in Brüssel die „ELI Delivery Consortium International Association“ gegründet, deren Aufgabe es u. a. ist, die Realisierung der Teilprojekte zu koordinieren und die Gründung der eigentlichen ERIC vorzubereiten. Zum designierten Generaldirektor der Organisation wurde mit dem DPG-Vizepräsidenten Wolfgang Sandner vom Max-Born-Institut in Berlin ein international ausgewiesener Laserexperte bestellt.
Wolfgang Sandner (5.v.l.) bei der Gründung der ELI Delivery Consortium International Association am 11. April in Brüssel.
Im Rahmen von ELI wird im tschechischen Dolni Brezany, unweit von Prag, bis 2016 ein Hochintensitätslaser mit bis zu 20 Petawatt gebaut. Die Anlage soll primär dazu dienen, mithilfe des starken Laserlichts Sekundärstrahlen von Elektronen und Ionen mit bis zu 100 GeV sowie Röntgenstrahlen zu erzeugen für interdisziplinäre Anwendungen in Physik, Medizin, Biologie und Materialwissenschaften.
Am zweiten Standort Szeged südöstlich von Budapest wird die Untersuchung der extrem schnellen Dynamik von Elektronen in Atomen, Molekülen, Plasmen oder Festkörpern mit Attosekunden-Pulsen im Mittelpunkt stehen, während es in Magurele südlich von Bukarest schließlich darum geht, kernphysikalische Fragen mithilfe eines Hochintensitätslasers zu beantworten.
Mit den Erfahrungen aus diesen drei Anlagen soll schließlich an einem noch nicht festgelegten Standort ein wahrer Lasergigant entstehen, der mit einer Leistung im Exawatt-Bereich die Tür zu völligem wissenschaftlichem Neuland öffnen soll. Insgesamt sind rund eine Milliarde Euro für die Extreme Light Infrastructure vorgesehen.
Stefan Jorda