15.07.2019

Otto-Hahn-Preis für Martin Jansen

Hohe Auszeichnung für emeritierten Direktor des Max-Planck-Instituts für Festkörperforschung.

Der emeritierte Direktor des Max-Planck-Instituts für Festkörper­forschung in Stuttgart, Professor Dr. Dr. h.c. Martin Jansen, erhält den Otto-Hahn-Preis 2019. Die Auszeichnung ist mit 50.000 Euro dotiert und wird gemeinsam von der Stadt Frankfurt am Main, der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) und der Deutschen Physi­kalischen Gesellschaft (DPG) getragen. Die Verleihung erfolgt am 11. November im festlichen Rahmen der Frankfurter Paulskirche. Der Preisträger hat mit seinem Prinzip der rationalen Synthese­planung die Synthese unbekannter und exotischer Verbindungen revo­lutioniert. Seine Forschung ermöglicht neue Wege auf der Suche nach inno­vativen Materialien.

Abb.: Martin Jansen, der emeritierte Direktor des Max-Planck-Instituts für...
Abb.: Martin Jansen, der emeritierte Direktor des Max-Planck-Instituts für Festkörper­forschung in Stuttgart, erhält dieses Jahr den den Otto-Hahn-Preis. (Bild: priv.)

„Wir freuen uns, besonders im Jahr des 140. Geburtstags von Otto Hahn und gleichzeitig dem 60. Jahrestag seiner Ehren­bürgerschaft der Stadt Frankfurt am Main, Professor Martin Jansen als renommierten Wissenschaftler mit diesem bedeutenden Preis auszeichnen zu können", sagt Peter Feldmann, Oberbürger­meister der Stadt Frankfurt am Main „Jansens anspruchsvolle und originelle Forschung zur Synthese von unbekannten und exotischen Verbindungen bereitet den Weg für neuartige Materialien, die beispielsweise einen Beitrag zu einer effizienteren Energie­gewinnung leisten können“, erläutert Matthias Urmann, Präsident der Gesellschaft Deutscher Chemiker. „Physiker bewundern die Gabe von Chemie-Kollegen wie Martin Jansen, neue Stoffe zu schaffen, die häufig auch neue physi­kalische Phänomene bieten“, ergänzt Dieter Meschede, Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Die Frankfurter Dezernentin für Kultur und Wissenschaft Ina Hartwig ergänzt: „Die Stadt Frankfurt am Main blickt auf eine lange Tradition wissen­schaftlicher Spitzen­leistungen zurück. Ich gratuliere Herrn Professor Jansen herzlich zur Auszeichnung mit dem Otto-Hahn-Preis, den wir in Andenken an den großen Sohn unserer Stadt verleihen.“

Jansen befasst sich in seiner Grundlagen­forschung in der Anor­ganischen Festkörper­chemie damit, neue Festkörper mit interessanten Stoffeigenschaften zu erschließen und innovative Materialien zu entwickeln. Sein Fokus liegt dabei auf neuen binären und ternären Oxiden, supra­leitenden Oxiden, Ionenleitern, oxidischen Strukturkeramiken und Pigmenten, endoedrischen Fullerenen und Fulleriden und amorphen anor­ganischen nitridischen Netzwerken. Solche Materialien verfügen über besondere Eigen­schaften, die sie von klassischen Werkstoffen unterscheiden. So ist die von Jansen entdeckte und entwickelte Si-B-N-C-Hoch­leistungskeramik gegenüber Hitze und zugleich oxidativer Zersetzung stabiler als metallische Materialien und alle zuvor bekannten Hochleistungs­keramiken. Der leichte und temperatur­stabile Werkstoff ist außerdem amorph und damit nicht spröde wie andere keramische Werkstoffe.

Auch bei der Synthese des Werkstoffs ging Jansen neue Wege. Aus einfachen Molekülen mit den gewünschten Bindungen stellte er im Labor ein Polymer her, das sich unter Hitze zur gewünschten Keramik zersetzen lässt. Dank dieser einzig­artigen Synthese­strategie können aus dem Polymer nicht nur Pulver und dünne Schichten der Keramik hergestellt, sondern sogar Fasern gezogen werden. In jüngerer Zeit wurde Jansen durch theoretische Arbeiten zur Struktur­vorhersage und Synthese­planung bekannt. Seine rationale Festkörpersynthese beschreibt ein neuartiges Konzept zur Planung von Festkörper­synthesen. Dabei werden theoretische und experi­mentelle Verfahren verknüpft, um neue Materialien rational und effektiv erschließen zu können.

Martin Jansen wurde am 5. November 1944 auf der Nordseeinsel Pellworm geboren. Er studierte an der Justus-Liebig-Universität Gießen, an der er auch 1973 promoviert wurde und sich 1978 für Anorganische Chemie habilitierte. In der Folge bekleidete er Professuren an der Leibniz Universität Hannover und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Univer­sität Bonn. 1998 wurde er Direktor am Max-Planck-Institut für Festkörper­forschung sowie Honorar­professor an der Universität Stuttgart. Seit seiner Emeritierung 2012 ist er als Gast­wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Chemische Physik fester Stoffe in Dresden tätig. Für seine Forschung erhielt er zahlreiche Preise und Auszeichnungen wie im Jahr 2007 den Karl-Ziegler-Preis der GDCh.

DPG / JOL

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