16.06.2017

Ozonloch wirkt bis in die Tropen

Regenfälle im tropischen Pazifik werden von den Auswirkungen des Ozonlochs beeinflusst.

Das Ozonloch über der Ant­arktis hat weit­reichendere Folgen als bisher angenommen. Eine Studie von Berner Klima­forschern zeigt, dass es sogar den Nieder­schlag im 10.000 Kilometer entfernten tropischen Pazifik beein­flusst. Dieser Mecha­nismus war bisher nicht bekannt und belegt, wie im Klima­system Verbin­dungen zwischen sehr weit entfernten Gebieten wirken.

Abb.: Im September 2006 erreichte das Ozonloch über dem Südpol seine größe Ausdehnung und schrumpft seitdem. (Bild: Nasa)

Der Kampf gegen das Ozon­loch, das sich jeden Frühling über der Antarktis öffnet, gilt als einer der großen Erfolge der inter­nationalen Umwelt­politik. Ende der 1980er Jahre verpflichtete sich die Staaten­gemeinschaft, den Einsatz von ozon­schädigenden Stoffen drastisch zu reduzieren. In der Folge hat sich die Ozon­schicht über der Antarktis stetig erholt, und 2014 erklärte die Welt-Orga­nisation für Meteo­rologie (WMO), wenn dieser Trend anhalte, werde das Ozonloch spätestens im Jahr 2050 kein Thema mehr sein. Nun aber kommt ein inter­nationales Forschungs­team unter der Leitung des Oeschger-Zentrums für Klima­forschung der Universität Bern zum Schluss, dass die ausge­dünnte Ozon­schicht bisher unbe­kannte Auswirkungen auf das Klima­system hat. Es hat sich gezeigt, dass sogar Regen­fälle im tropischen Pazifik von den Auswir­kungen des Ozonlochs beein­flusst werden. „Dass es im Klima­system Verbindungen zwischen so weit entfernten Orten gibt, ist fas­zinierend. Beun­ruhigend ist allerdings, dass der Mensch daran Schuld trägt“, sagt der Berner Klima­tologe Stefan Brönnimann.

Simu­lationen mit verschiedenen Klima-Modellen sowie statis­tische Analysen von Beobachtungs­daten der letzten 60 Jahre zeigen, dass das Ozonloch einen Hochdruck­rücken östlich von Neusee­land verursacht. Von dort aus erstreckt sich ein wellen­förmiges Zirkulations­muster über den Südpazifik und führt zu einer Zunahme der Nieder­schläge in der Spitze der südpa­zifischen Konvergenz­zone, einer der inten­sivsten Regen­zonen der Erde. In Rikitea etwa, in Fran­zösisch-Polynesien, hat der Nieder­schlag von Oktober bis Dezember zwischen den 1960er und den 1990er Jahren um 50 Prozent zugenommen. Ein großer Teil davon lässt sich auf den Einfluss des Ozon­lochs zurückführen. Der Zusammen­hang bleibt mit der Erholung des Ozonlochs, die in den nächsten Jahr­zehnten erwartet wird, weiterhin bestehen: die Nieder­schläge in der Region werden wieder zurück­gehen.

„Es war zwar bekannt, dass die starke Ausdünnung der Ozon­schicht die Winde über dem südlichen Ozean beein­flusst“, erläutert Brönnimann, „doch ein Effekt bis in die Tropen konnte bisher noch nicht gezeigt werden.“ Der Fokus bisheriger Unter­suchungen lag auf dem Einfluss des Ozonlochs auf die subpolaren Breiten und die südlichen Mittel­breiten. „Unsere Studie zeigt, dass der Ozonabbau in der Vergangen­heit ein ent­scheidender Treiber für den Klima­wandel im tropischen Pazifik war“, sagt Brönnimann, „und genau so wird die Erholung der Ozon­schicht das Klima in der Zukunft beeinflussen.“ Die Erkenntnis, wie stark sich mensch­liche Aktivitäten auf das regionale Klima am anderen Ende der Erde aus­wirkten sei mit Blick auf die Folgen des von Kohlendioxid und anderen Gasen verur­sachten Treibhaus­effekts besorgnis­erregend.

U Bern / JOL

Sonderhefte

Physics' Best und Best of
Sonderausgaben

Physics' Best und Best of

Die Sonder­ausgaben präsentieren kompakt und übersichtlich neue Produkt­informationen und ihre Anwendungen und bieten für Nutzer wie Unternehmen ein zusätzliches Forum.

Weiterbildung

Weiterbildungen im Bereich Quantentechnologie
TUM INSTITUTE FOR LIFELONG LEARNING

Weiterbildungen im Bereich Quantentechnologie

Vom eintägigen Überblickskurs bis hin zum Deep Dive in die Technologie: für Fach- & Führungskräfte unterschiedlichster Branchen.

Meist gelesen

Themen