13.11.2014

Philaes dreifache Landung

Der Philae-Lander der ESA-Sonde Rosetta ist auf dem Kometen Tschurjumow-Gerasimenko gelandet. Sein Zustand und seine genaue Lage sind noch unklar.

„Wir sind auf der Kometenoberfläche und Philae spricht zu uns“, mit diesen Worten löste Stephan Ulamec, Lander-Projektleiter vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), riesigen Jubel aus – sicher nicht nur im Kontrollzentrum in Köln und im Europäischen Weltraumkontrollzentrum ESOC in Darmstadt. Nur wenige Minuten nach dem berechneten Zeitpunkt 17:02 Uhr, kam das erlösende Signal, dass Philae aufgesetzt hat. „Aus Science Fiction machen wir Science Fact“, sagte Thomas Reiter, ESA-Direktor für bemannte Raumfahrt und Betrieb. Passenderweise gratulierte via Twitter sogar William Shatner alias Captain Kirk. Die Astronauten Alexander Gerst und Buzz Aldrin schlossen sich an.

Das letzte Bild, das Philae am 12. November über den Rosetta-Orbiter zur Erde sandte, wurde anderthalb Stunden vor dem Aufsetzen aufgenommen und zeigt die Oberfläche des Kometen aus rund drei Kilometern Entfernung. Mit großer Spannung warteten nun alle auf die ersten Daten und Bilder direkt von der Kometenoberfläche. Doch die ließen auf sich warten. Stephan Ulamec, der mittlerweile von Köln nach Darmstadt gekommen war, konnte gegen 20:15 Uhr nur vorläufige Angaben machen.

Den empfangenen Daten nach waren die Harpunen, welche den Lander fest auf der Oberfläche verankern sollten, nicht ausgelöst worden. Doch eine Verankerung ist nötig wegen der geringen Gravitation auf dem etwa vier Kilometer großen Kometen. Die Gewichtskraft, die dort auf die 100 Kilogramm Masse von Philae wirkt, entspricht derjenigen, welche die Erde auf ein Gramm Masse ausübt. Der Lander hatte noch einmal abgehoben, sich möglicherweise gedreht und ist an einer anderen Stelle wieder aufgekommen.

Das Team des MUPUS-Intruments (Multi purpose Sensors for Surface and Subsurface Science) an Bord von Philae geht mittlerweile davon aus, dass der Lander nicht nur zweimal, sondern sogar dreimal aufgesetzt hat. Kurz nach 11 Uhr wurde am 13. November das erste Foto der Philae-Kamera CIVA von der Oberfläche aus übermittelt. Damit ist klar: Erstmals steht ein vom Menschen geschaffenes Gerät auf einem Kometen und nimmt unmittelbar vor Ort Daten.

Das erste Bild der CIVA-Kamera von Philae beweist: Der Rosetta-Lander steht auf der Oberfläche des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko. (Bild: ESA/Rosetta/Philae/CIVA)

Selbst bei einer völlig fehlgeschlagenen Landung wäre die Rosetta-Mission ein historischer Erfolg, wie ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain betonte. Klim Churyumov, der Entdecker des Kometen, sagte in Darmstadt: „Die Mission ist ein Triumph der Himmelsmechanik“. Der ukrainische Astronom hatte den Schweifstern 1969 auf einem Foto aufgespürt, das Svetlana Gerasimenko gemacht hatte.

Allein der zehnjährige Flug von Rosetta zum Kometen ist eine raumfahrttechnische Meisterleistung. Drei höchst anspruchsvolle Vorbeiflugmanöver, zwei an der Erde und eines am Mars, brachten Rosetta zu 67P/Churyumov-Gerasimenko. Wegen der schwierigen Energieversorgung musste die Sonde zudem in einen 31-monatigen „Winterschlaf“ versetzt werden, eine der vielen Premieren, die dem Rosetta-Teams gelungen ist.

Die Kometen-Mission verspricht eine Vielzahl neuer Erkenntnisse über die Frühzeit unseres Sonnensystems, denn Kometen stellen das wohl ursprünglichste und älteste Material dar, das es hier gibt. Möglicherweise haben sie sogar organische Moleküle und Wasser zur Erde gebracht und könnten damit eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Lebens gespielt haben.

Elf Instrumente an Bord von Rosetta und zehn an Bord von Philae sollen daher die Zusammensetzung des Kometenkerns sowie das Aktivwerden des Kometen auf dem Weg zu seinem sonnennächsten Punkt untersuchen. Inwieweit Philae seine Messungen vor Ort vornehmen kann, muss sich noch zeigen. Im besten Falle könnte die insgesamt 1,4 Milliarden Euro teure Mission bis Dezember 2015 Daten liefern, bevor die Aktivität des Kometen in Sonnennähe überhand nimmt.

Alexander Pawlak

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