30.04.2013

Physik ist kein „Bulimie-Studium“

Laut einer empirischen Studie ist der Bachelorstudiengang Physik anspruchsvoll und zeitintensiv.

Wie viele Stunden verbringen Studierende an der Universität, wie viele mit dem Selbststudium? Entspricht die für die einzelnen Veranstaltungen vorgesehene Zeit der Realität? Wie aufwändig ist die Prüfungsvorbereitung? Diese und weitere Fragen wollten Physikstudierende der Universität Bremen beantwortet haben und regten daher an, dass sich ihr Fachbereich an der bundesweiten „ZEITLast-Studie“ beteiligt, die das Zentrum für Hochschul- und Weiterbildung der Universität Hamburg in den vergangenen Jahren für verschiedene Studiengänge durchgeführt hat.

Für diese erste empirische Untersuchung eines Physik-Bachelorstudiengangs haben 17 Studierende des dritten Semesters während des Wintersemesters 2011/2012 Tag für Tag im Detail protokolliert, wofür sie wie viel Zeit aufwenden. Die fünf Monate umfassten die komplette Veranstaltungszeit und die anschließende vorlesungsfreie Zeit inklusive Prüfungsvorbereitung und Prüfungszeit. Das Ergebnis: Die durchschnittliche Arbeitszeit pro Woche für alle Lehrveranstaltungen betrug ungefähr 32 Stunden. Im Detail haben die Studenten folgende Arbeitszeiten pro Woche für die einzelnen Lehrveranstaltungen investiert: Höhere Mathematik: 8,2 Stunden, Theoretische Physik: 7,2 Stunden, Experimentelle Physik: 5,8 Stunden, Physikalisches Praktikum: 5,9 Stunden, Chemie 4,7 Stunden. Hinzu kamen noch weitere 3 Stunden für sonstige studiumsbezogene Aktivitäten, wie etwa Organisatorisches, Gremienarbeit etc. Somit ergibt sich eine Gesamtarbeitszeit von durchschnittlich 35 Stunden pro Woche und Student.

Histogramm der wöchentlichen Arbeitszeiten für Lehrveranstaltungen über den gesamten Erhebungszeitraum, inkl. Ferien und vorlesungsfreier Zeit. (Quelle: U Bremen)

Damit ist der Arbeitsaufwand (gemessen in Stunden pro Woche) im Studiengang Physik sehr hoch, deutlich höher als in fast allen anderen bisher im Rahmen der ZEITLast-Studie erhobenen Studiengänge. Somit könne die Physik als ein sehr anspruchsvolles und zeitintensives Studium angesehen werden, heißt es in der Zusammenfassung der Studie. Die Gesamtarbeitszeit sei aber immer noch im Rahmen dessen, was für Bachelor- und Masterstudiengänge vorgesehen ist (1 Semester umfasst 30 Credit Points (CP), die etwa 900 Stunden Arbeitszeit entsprechen sollten). Allerdings seien die CP-Werte bei den meisten Lehrveranstaltungen etwas zu hoch, beim Grundpraktikum aber deutlich zu niedrig angesetzt. Als weiteres Ergebnis hält die Studie fest, dass das eigenständige Arbeiten auf Grund der kontinuierlichen Angebote in der Vorlesungszeit (Übungen und Praktika) ähnlich hoch ist wie in der vorlesungsfreien Zeit, die im Wesentlichen zur Prüfungsvorbereitung genutzt wird. Somit finde in der Physik kein kurzfristiges auf die Prüfung konzentriertes Lernen („Bulimie-Lernen“), sondern ein kontinuierliches Arbeiten über das gesamte Semester statt.

Auf der Grundlage dieser Studie hat der „Qualitätszirkel Physik“ des Bremer Fachbereichs, der sich u. a. mit der Qualitätssicherung der Lehre sowie der Weiterentwicklung von Studiengängen beschäftigt, empfohlen, die CP-Werte anzupassen. Weitere Studien, die dann auch Lehramtsstudierende und Erstsemester berücksichtigen, sind in Planung, bzw. werden gerade durchgeführt.

SJ / U. Bremen

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