Physik und Chemie vereint
Technikum Analytikum in Leipzig ermöglicht Forschung unter einem Dach.
Im frisch sanierten und modernisierten Technikum Analytikum der Universität Leipzig arbeiten Physiker und Chemiker nun Hand in Hand in einem Gebäude. Dies ermöglicht nicht nur eine reibungslosere Zusammenarbeit als zuvor in räumlich getrennten Domizilen, sondern bietet auch moderne Laborausstattungen wie etwa ein Laserlabor in einem funktionierenden Reinraum, den es bisher nicht gab.
Abb.: Experimentalphysiker Marius Grundmann (links) mit den Chemikern Detlev Belder (Mitte) und Roger Gläser im Laserlabor des Technikum Analytikum. (Bild: S. Reichhold)
„Wir können jetzt das Gebäude in seiner vollen Vielfalt nutzen“, sagt Roger Gläser vom Institut für Technische Chemie. Er freut sich auf die Zusammenarbeit mit den Forschern der anderen Institute unter einem Dach. Das garantiert kurze Wege und eine innovative Atmosphäre.
Das Technikum Analytikum wurde 1989 gebaut und ist mit zahlreichen wissenschaftlichen Großgeräten ausgerüstet. In den vergangenen dreieinhalb Jahren wurde es für 22 Millionen Euro umfassend saniert. Entstanden ist ein technisch hochmodernes Laborgebäude, das höchsten Sicherheitsstandards entspricht. Etwa 70 Prozent der 6100 Quadratmeter großen Nutzfläche nehmen Labor- und Messräume ein.
Bei der feierlichen Übergabe des Technikum Analytikum präsentierte Experimentalphysiker Marius Grundmann den Gästen Verblüffendes. Während des Rundgangs durch das modernisierte Gebäude demonstrierte er, welche Nebeneffekte Forschungsarbeit in den Naturwissenschaften haben kann: Auf einem neuen, durchsichtigen Material, das fast so gut wie Metall den Strom leitet, briet er ein Ei.
Marius Grundmann ist Direktor des Instituts für Experimentelle Physik II an der Universität Leipzig. Aktuell forscht er an Dünnschichten und Nanostrukturen aus Metalloxiden für unsichtbare Elektronik. „Eine große Anwendung sind transparente Displays. Aus den Oxiden machen wir aber auch viele andere Dinge wie Nanostrukturen. Durch die Spitze oben auf den Nanodrähten sind sie interessant für Verstärkung des elektrischen Feldes und damit Erhöhung des Raman-Effekts“, erzählt Grundmann. Zu seinen Forschungsthemen gehören Hochleistungselektronik, Photovoltaik, hochauflösende Sensoren, Informationsspeicherung und -übertragung sowie die Darstellung und Kontrolle neuer makroskopischer Quantenzustände, also Kondensate.
Mit der heterogenen Katalyse an multifunktionalen, nanostrukturierten Materialien befassen sich derzeit Roger Gläser, der Direktor des Instituts für Technische Chemie, und sein Team. Hierbei stehen besonders Anwendungen im Bereich der Umwelt- und Energietechnologie im Vordergrund. Die Wissenschaftler arbeiten zum Beispiel an neuen Katalysatoren für die Umwandlung von Biomasse in Flüssigtreibstoffe oder an porösen Materialien als thermochemische Wärmespeicher.
Detlev Belder, der Leiter des Instituts für Analytische Chemie, befasst sich mit der Miniaturisierung chemischer Laboratorien auf Chipgröße. Seine Forschung hat zahlreiche Berührungspunkte mit Grundmanns Arbeit, denn die Oxide, die dieser für die transparente Elektronik verwendet, sind für Chemiker ebenfalls interessant. Sie besitzen Belder zufolge auch katalytische Eigenschaften. „Nanostrukturierte Systeme werden nicht nur in der Katalyse, sondern auch zum Nachweis chemischer Substanzen verwendet“, erläutert Belder.
U. Leipzig / AH