Pionier der Neutronenforschung
Am 28. März 2011 wäre der Kernphysiker Heinz Maier-Leibnitz 100 Jahre alt geworden.
Vor hundert Jahren, am 28. März 1911 wurde Heinz Maier-Leibnitz in Esslingen am Neckar geboren. Der im Jahr 2000 verstorbene „Vater“ des Garchinger Atom-Ei war einer der bedeutendsten und einflussreichsten Physiker Deutschlands in der Nachkriegszeit.
Den runden Geburtstag nahm die Technische Universität München zum Anlass, das Lebenswerk des großen Physikers und Mitbegründers des Physik Departments der TU mit einem Festkolloquium zu würdigen. Zwei wissenschaftliche Einrichtungen der TU München tragen den Namen des Jubilars: die Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz (FRM II) und das Maier-Leibnitz-Laboratorium.
Seine wissenschaftliche Laufbahn in der experimentellen Kernphysik begann Maier-Leibnitz am Kaiser-Wilhelm-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg, das nach dem Zweiten Weltkrieg in das Max-Planck-Institut für medizinische Forschung umgewandelt wurde. Die wissenschaftlichen Verdienste von Maier-Leibnitz liegen insbesondere in der Neutronenforschung, die ihm zahlreiche wichtige methodische Entwicklungen und Anregungen verdankt, etwa das Gravitations-Refraktometer für die genaue Bestimmung der kohärenten Neutronen-Streulängen und auch der nicht-magnetischen Neutron-Elektron-Wechselwirkung. Außerdem entwickelte er das erste Neutronen-Interferometer, mit dem sich später die obere Grenze für die Neutronenladung bestimmen ließ. Seine wichtigste Erfindung in der Neutronen-Optik waren die auf Total-Reflexion basierenden Neutronenleiter.
Heinz Maier-Leibnitz gehört sicherlich zu den wichtigsten Wissenschaftsorganisatoren der Nachkriegszeit. Zu seinen Erfolgen gehören nicht zuletzt der Aufbau des deutsch-französischen Neutronenforschungszentrums Instituts Laue-Langevin in Grenoble und der Bau des ersten deutschen Forschungsreaktors in Garching bei München. Er engagierte sich auch forschungspolitisch, u. a. war er fünf Jahre lang Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Für seine zahlreichen Verdienste für die Physik erhielt er im Jahre 1989 zusammen mit Wilhelm Walcher die Ehrenmitgliedschaft der DPG verliehen. Beide gehören zu den Unterzeichnern der Erklärung der „Göttinger 18“ von 1957, in den sich führende Wissenschaftler gegen eine atomare Bewaffnung der Bundesrepublik ausgesprochen hatten.
Besonders wichtig war Maier-Leibnitz die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Der von der DFG eingerichtete Heinz Maier-Leibnitz-Preis, mit dem jährlich Forschungsergebnisse junger Wissenschaftler ausgezeichnet werden, trägt deshalb seinen Namen. Zu seinen Schülern zählt Rudolf Mößbauer, der im Rahmen seiner Doktorarbeit unter der Obhut von Maier-Leibnitz die entscheidenden Entdeckungen machte, für die er 1961 den Physik-Nobelpreis erhielt.
Privat war Heinz-Maier-Leibnitz, der zuletzt mit der Demoskopin Elisabeth Noelle-Neumann verheiratet war, auch als ambitionierter Hobby-Koch bekannt und veröffentlichte sogar zwei Kochbücher. Am 16. Dezember 2000 starb Heinz Maier-Leibnitz in Allensbach im Alter von 89 Jahren.
AL/AP
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