Planeten überlebten stellare Umarmung
Forscher haben zwei Exoplaneten gefunden, die ihren Stern ungewöhnlich nah umkreisen.
Der Stern, den nun Forscher untersuchten, ist ein blauer Unterzwerg, der vor Kurzem noch ein roter Riese war, bevor er seine äußeren Gashüllen abwarf. Der Bahnabstand der hier entdeckten Planeten beträgt nur ein Sechstel des Radius der Merkurbahn. Demnach dürften die Begleiter völlig von ihrem Stern verschluckt worden sein, bevor er ihre Überreste schließlich wieder freigab. Bislang hatten Astronomen vermutet, dass Planeten durch die extremen Bedingungen der Sternatmosphäre bei der Ausdehnung zum roten Riesen zerstört würden. Handelte es sich hierbei jedoch ursprünglich um zwei besonders massereiche Gasplaneten ähnlich dem Jupiter, wäre die überstandene Tortur zu erklären: Die Begleiter verlören dann lediglich ihre dichten Atmosphären, während ihre inneren festen Kerne übrig blieben.
Abb.: Künstlerische Darstellung des Planetensystems: zwei erdartige Gesteinsplaneten umkreisen einen heißen blauen Unterzwerg in extremer Nähe. (Bild: S. Charpinet)
Das internationale Forscherteam um Stephane Charpinet von der Université de Toulouse untersuchte den veränderlichen Stern KIC 05807616 mit dem Nasa-Weltraumteleskop Kepler. Die Astrophysiker wollten dessen periodische Helligkeitsschwankungen eigentlich dazu verwenden, Vorgänge in seinem Innern, in dem Helium fusioniert, besser zu verstehen. Dabei entdeckten sie jedoch in der komplexen Helligkeitskurve eine deutlich schwächere und langsamere Komponente, die nicht von dem Stern selbst stammen konnte. Ihre Periode von wenigen Stunden deutete auf nahe Begleiter hin, die selbst Licht des Sterns in wechselnder Intensität reflektierten, ganz ähnlich den Phasen des Erdmondes. Die beiden Planeten dürften fest sein und etwas kleiner als die Erde. Ihre genaue Größe und Masse ist jedoch noch nicht mit Sicherheit bekannt. Denn die Entdeckungsmethode der Forscher kam hier erstmals zum Einsatz.
Die ungewöhnlich nahen Begleiter könnten nun dabei helfen, die Natur des blauen Unterzwergsterns zu verstehen. Denn er gehört in der bekannten Sternpopulation zu einer exotischen Gruppe, deren Entstehung meist mit den Wechselwirkungen in einem Doppelsternsystems in Verbindung gebracht wird. Dabei wirft ein Stern seine eigenen Hüllen als roter Riese ab, nachdem er seinem Begleiter ausreichende Gasmengen abgesaugt hat. Doch es gibt in der Gruppe heißer Unterzwerge auch Einzelgänger wie KIC 05807616, deren Hüllenabwurf bislang rätselhaft war. Das Team von Stephane Charpinet vermutet nun, dass massereiche Gasplaneten hierbei eine wichtige Rolle spielen könnten. Alternativ könnte das Planetensystem aber auch erst nach der Kollision zweier weißer Zwergsterne entstanden sein. Dabei bildete sich eine neue protoplanetare Scheibe, in der nun frisch geformte Planeten kreisen.
Karl Urban
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PH