Plasma toppt chemische Verfahren
Herstellung elektronischer Geräte profitiert von neuem Verfahren zur Abscheidung dünner Metallfilme.
Die in heutigen Computern und Telefonen verwendeten Prozessoren bestehen aus Milliarden winziger Transistoren, die durch dünne Metallfolien verbunden sind. Wissenschaftler der Universität Linköping, LiU, haben jetzt gezeigt, wie diese Metallfilme unter Nutzung freier Elektronen eines Plasmas vorteilhaft abgeschieden werden können.
„Für unsere Methode sehen wir mehrere spannende Anwendungsbereiche“, freut sich Henrik Pedersen, Professor für anorganische Chemie in der Fakultät für Physik, Chemie und Biologie (IFM) der Universität Linköping. „Ein Beispiel ist die Herstellung von Prozessoren und ähnlichen Komponenten. Mit unserer Methode ist es nicht mehr notwendig, das Substrat, auf dem die Transistoren hergestellt werden, zwischen der Vakuumkammer und einem Wasserbad hin und her zu bewegen, was derzeit etwa fünfzehn Mal pro Prozessor geschieht.“
Eine gängige Methode zur Herstellung dünner Filme besteht darin, molekulare Dämpfe, die die für den Film benötigten Atome enthalten, in eine Vakuumkammer einzuleiten. Dort reagieren sie miteinander und mit der Oberfläche, auf der der dünne Metallfilm gebildet werden soll. Diese als chemische Gasphasenabscheidung (CVD) bekannte Methode ist gut etabliert, erfordert jedoch ein leicht flüchtiges Precursor- oder Vorläufermolekül, um Filme aus reinem Metall herzustellen. Wenn die Vorläufermoleküle auf der Oberfläche absorbiert worden sind, müssen sie mit weiteren zugeführten Molekülen chemisch reagieren, um den gewünschten Metallfilm zu erzeugen. Anstelle des zugführten Reduktionsmittels setzen die LiU-Wissenschaftler nun Plasmen ein.
„Wir kamen zu dem Schluss, dass für die oberflächenchemischen Reaktionen freie Elektronen benötigt werden, und diese stehen in einem Plasma zur Verfügung. Wir begannen damit zu experimentieren, die Vorläufermoleküle und die Metallionen auf einer Oberfläche landen zu lassen und dann Elektronen aus einem Plasma an die Oberfläche zu ziehen", erklärt Henrik Pedersen.
Gemeinsam konnten Forscher der anorganischen Chemie und der Plasmaphysik am IFM zeigen, dass dieser Ansatz die Erzeugung dünner metallischer Filme auf einer Oberfläche ermöglicht, indem freie Elektronen einer Argon-Plasmaentladung für die Reduktionsreaktionen genutzt werden. Um die negativ geladenen Elektronen auf die Oberfläche zu ziehen, legten sie dort ein positives Potential an.
In Versuchsreihen wurde insbesondere die Abscheidung von Nichtedelmetallen wie Eisen, Kobalt und Nickel erforscht. Diese lassen sich nur schwer zum Metall reduzieren, sodass die traditionelle CVD in diesen Fällen gezwungen war, starke molekulare Reduktionsmittel zu verwenden. Solche Reduktionsmittel sind schwierig herzustellen, zu handhaben und zu kontrollieren, da ihre Neigung, Elektronen an andere Moleküle abzugeben, sie sehr reaktiv und instabil macht. Gleichzeitig müssen die Moleküle stabil genug sein, um verdampft und in gasförmiger Form in die Vakuumkammer, in der die Metallfilme abgeschieden werden, dosiert zu werden.
„Durch das neue Verfahren mit Plasmaelektronen wird die Entwicklung und Handhabung instabiler Reduktionsmittel überflüssig“, so Pedersen. „Die Entwicklung der CVD von Nichtedelmetallen wurde bisher durch den Mangel an an geeigneten, gut funktionierenden molekularen Reduktionsmitteln behindert.“
Weitere Experimente sollen nun ein detaillierteres Verständnis für den Ablauf der chemischen Reaktionen an der Oberfläche schaffen. Auch sollen die optimalen Eigenschaften des Plasmas zur Metallbildung an der Oberfläche ermittelt und verschiedene Vorläufermoleküle getestet werden, um die Reinheit der abgeschiedenen Metallfilme zu erhöhen.
Die Forschung wurde vom Schwedischen Forschungsrat finanziell unterstützt und in Zusammenarbeit mit Daniel Lundin, einem Gastprofessor am IFM, durchgeführt.
LiU / LK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
H. Nadhom et al.: Chemical vapor deposition of metallic film using plasma electrons as reducing agents, Vacuum Science & Technology A, 38, 033402 (2020); DOI: 10.1116/1.5142850 - Linköping University (LiU), Henrik Pedersen Forschungsgruppe