Plasmafäden machen Gammablitze
Starker Elektronenstrahl kann intensive und sehr effiziente Gammastrahlungsblitze erzeugen.
Anhand von Modellrechnungen haben Physiker des Heidelberger MPI für Kernphysik (MPIK) eine neue Methode für eine effiziente und brillante Gammastrahlungsquelle vorgeschlagen. Ein gigantischer Gammastrahlungsblitz entsteht hier durch die Wechselwirkung eines dichten ultra-
Abb.: Illustration zur effizienten Erzeugung von Gammastrahlung (blau) durch einen ultrarelativistischen Elektronenstrahl (grün) hoher Dichte, der in einer dünnen Metallfolie in Filamente zerfällt. (Bild: MPIK)
Die typische Wellenlänge des Lichtes, die mit einem Objekt des Mikrokosmos wechselwirkt, ist umso kürzer, je kleiner dieses Objekt ist. Für Atome reicht dies typischerweise vom sichtbaren Licht bis zu Ultraviolett- (UV) und Röntgenstrahlung. Für die Wechselwirkung mit Atomkernen, die zehn- bis hunderttausend Mal kleiner sind als Atome, braucht es die noch kurzwelligere und energiereichere Gammastrahlung. Bis heute existieren keine effizienten Gammaquellen. Das Interesse der Forscher daran ist aber sehr groß, denn diese würden ganz neue, bisher unerreichte Möglichkeiten bieten: von der Untersuchung der Struktur von Atomkernen über exotische Prozesse in Kernmaterie bis hin zu kerntechnischen und medizinischen Anwendungen.
Es wurden verschiedene Methoden vorgeschlagen, intensive Gammastrahlung mit Photon-
Physiker um Teamleiter Matteo Tamburini in der Abteilung „Theoretische Quantendynamik und Quantenelektrodynamik“ unter Direktor Christoph Keitel am MPIK haben nun einen neuartigen Mechanismus vorgeschlagen: Ihre Simulationsrechnungen zeigen, dass bis zu sechzig Prozent Konversionseffizienz erreichbar sind, wenn ein hochenergetischer (2 GeV), gut fokussierter Elektronenstrahl extrem hoher Dichte auf eine dünnes (0,5 mm) elektrisch leitendes Festkörperplättchen als Target geschossen wird. Unter „normalen“ Umständen würde ein solcher Elektronenstrahl wie in einer Röntgenröhre Bremsstrahlung erzeugen. Deren Energie erstreckt sich über ein breites Spektrum bis zur maximal umwandelbaren kinetischen Energie der Elektronen als obere Grenze.
Bei sehr hoher Dichte des Elektronenstrahls (vergleichbar mit der Dichte von Molekülen in der Luft) wird das Targetmaterial verändert und dies hat Rückwirkungen auf den Elektronenstrahl selbst. Hierzu tragen in erster Linie die im leitfähigen Material frei beweglichen Elektronen bei, welche in einer Art „Gegenstrom“ den eindringenden Elektronenstrahl kompensieren. Beide sich überlappenden Ströme erzeugen starke elektromagnetische Felder und Instabilitäten, wodurch der einfallende Elektronenstrahl in einzelne Filamente zerfällt. Dies wiederum verstärkt nochmals die selbsterzeugten Felder, welche heftige Beschleunigungen der ultra-
Im Vergleich mit ELI ist eine jeweils um mehr als zwei Größenordnungen höhere Brillanz und höhere Gamma-
Die für den Mechanismus selbstverstärkender Felder erforderliche Elektronendichte ist eine technische Herausforderung. Herkömmliche Laser mit 200 Terawatt Leistung und einer Wiederholrate von einem bis zehn Hertz, also einigen Blitzen pro Sekunde, stehen zur routinemäßigen Erzeugung und Beschleunigung ultra-
MPIK / DE