Plasmonen entsalzen Meerwasser
Poröse Membran aus Aluminium steigert Wasserverdunstung im Sonnenlicht.
Lichtwellen können auf Nanostrukturen, die kleiner als die Wellenlänge sind, effizient Plasmonen anregen. Diesen Effekt nutzten jetzt Jia Zhu und seine Kollegen von der Nanjing University in China, um Meerwasser über die Absorption von Sonnenlicht zu verdunsten und entsalztes Kondenswasser zu gewinnen. Sie fertigten eine stark poröse Struktur auf Aluminiumbasis und stellten daraus eine kleine, solare Entsalzungsanlage her. Erste Testläufe zeigen, dass sich mit diesem Ansatz kleine Wassermengen ausreichend für einzelne Personen aufbereiten lassen.
Abb.: Nanostrukturen aus Aluminium und Aluminiumoxid haben eine hohe Porösität und absorbieren Sonnenlicht über die Erzeugung von Plasmonen so effizient, um über Verdunstung Meerwasser entsalzen zu können. (Bild: J. Zhu et al., Nanjing U.)
„Das ist die erste Demonstration für eine plasmonisch verstärkte Entsalzungsmethode“, sagt Jia Zhu. Im Unterschied zu anderen Entsalzungsmethoden ist das Modul klein, tragbar und für die persönliche Versorgung mit Wasser geeignet. Herzstück der Anlage ist eine stark poröse Membran. Für die Herstellung behandelten die Forscher zuerst eine dünne Aluminiumfolie mit Phosphorsäure. Dabei entstand eine poröse Schicht mit zahlreichen Poren mit etwa dreihundert Nanometern Durchmesser. Auf diese Schicht schieden Zhu und seine Kollegen aus der Dampfphase wenige Nanometer kleine Nanopartikel aus Aluminium ab, so dass sich bis in die Poren hinein selbstorganisiert eine etwa 85 Nanometer dünne Schicht ausbildete. Dabei oxidierten die Nanopartikel an ihrer Oberfläche ebenfalls zu Aluminiumoxid.
Dieses schwarze Material ist so leicht, dass es mühelos auf Salzwasser schwimmt. Es absorbiert eingestrahltes Sonnenlicht sehr effizient und erreicht einen hohen Absorptionsgrad von mehr als 96 Prozent des gesamten Sonnenspektrums. Dank der Anregung von Plasmonen im Material, heizt es sich lokal schnell auf achtzig bis knapp hundert Grad Celsius auf und steigerte so die Verdunstungsrate des Wassers. Der Dampf kondensiert in einer kleinen Kammer, trinkbares Wasser mit einem sehr geringen Salzgehalt tropft in ein Reservoir.
In weiteren Versuchen ermittelten die Wissenschaftler die Ausbeute an entsalztem Meerwasser. Mit vierfach konzentriertem Sonnenlicht beleuchtet, verdunsteten stündlich knapp sechs Liter Wasser pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Ganz ohne die poröse Aluminiummembran verdunstete weniger als die Hälfte des Wassers. Für den Testlauf verwendeten die Forscher Wasserproben mit unterschiedlichen Salzanteilen zwischen einem und zehn Prozent, entsprechend der Salzanteile etwa in der Ostsee oder im Toten Meer. Das verdunstete und danach wieder kondensierte Wasser zeigte in allen Fällen sehr geringe Salzkonzentrationen und war als Trinkwasser geeignet.
Um die Effizienz der Lichtabsorption genauer erklären zu können, simulierten die Forscher das photoelektronische Verhalten der porösen Aluminiummembran. Die Berechnungen zeigen, dass dank der kleinen Strukturen Lichtwellen über das gesamte Sonnenspektrum vom Ultravioletten bis ins Infrarote sehr effizient absorbiert werden. Die Energie wird dabei zu etwa neunzig Prozent in Schwingungen der Elektronen und schließlich in Wärme umgewandelt.
Aufbauend auf diesen Versuchen könnten nun kleine, mobile Entsalzungsmodule entwickelt werden, die mit den nanoporösen Aluminiumschichten für eine dezentrale Trinkwasserversorgung genutzt werden könnten. Allerdings funktionieren die Module nur etwa 25 Verdunstungszyklen. Doch halten es die Forscher für möglich, die Langlebigkeit der Schichten in Zukunft weiter zu steigern. Da die eingesetzten Materialien günstig verfügbar sind, können sich die Forscher dann einen breiten Einsatz ihrer Entsalzungsmethode für den privaten Gebrauch vorstellen.
Jan Oliver Löfken
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RK