14.11.2016

Polymer-Netzwerken auf der Spur

Versuche mit künstlichen DNA-Röhren stellen Polymer­theorie infrage.

Netzwerke aus mikroskopischen, halb-flexiblen Polymeren, die permanent Brown­scher Mole­kular­bewe­gung unter­worfen sind, finden sich überall in der Natur. Sie geben zum Beispiel in Form des Zell­skeletts der biolo­gischen Zelle mecha­nische Steif­heit oder bilden außer­halb der Zelle das Gerüst, an dem sie sich fort­bewegen kann. Die Mechanik dieser Stoff­klasse zu ver­stehen, birgt immenses Poten­zial, diverse Krank­heiten, beispiels­weise Krebs oder Fibrose, besser zu ver­stehen und mög­liche Therapie­formen zu ent­wickeln.

Aktin, eines der häufigsten Proteine und selbst Teil des Zell­skeletts, wurde bisher ver­wendet, um die Mechanik von solchen Poly­meren zu unter­suchen. Es hat jedoch einen großen Nach­teil: Die Steif­heit der einzel­nen Ketten­mole­küle ist bei Aktin nicht ver­änder­bar, was ver­läss­liche Aussagen zum Ver­halten der Poly­mere er­schwert. Nun haben Physiker der Uni Leipzig und des Fraun­hofer-Instituts für Zell­therapie und Immuno­logie ein Material ge­funden, dass dieses Problem umgeht. Mit künst­lichen Röhren aus DNA als Poly­mere haben sie den Ein­fluss der Steif­heit der Einzel­mole­küle auf das Gesamt­netz­werk unter­sucht. Dicke und dünne Röhren wurden ein­ge­setzt, um harte und weniger harte Struk­turen zu bilden.

„Überraschenderweise passen die Ergebnisse nicht in das Bild, das sich die Polymer­theorie dazu zuvor gemacht hat. Viel­mehr ent­spricht die resul­tie­rende Mechanik mehr unserer All­tags­erfah­rung, dass Gebilde aus steifen Einzel­teilen eben steifer sind als solche aus weichen", erklärt Carsten Schuldt von der Uni Leipzig. Jetzt werde daran gear­beitet, diese Struk­turen noch steifer zu machen, um sie für die Stamm­zell­therapie ein­setzen zu können. „Damit haben wir die ent­spre­chende Polymer­theorie der ver­gan­genen zwanzig Jahre infrage ge­stellt“, sagt Schuldt. Diese neuen Erkennt­nisse über die Mechanik dieser Netz­werke sind nach seiner Ein­schät­zung ein wichtiger Schritt in der Grund­lagen­forschung auf diesem Gebiet. Bis diese jedoch in der Praxis - etwa in der Krebs­therapie - Anwen­dung finden, dauere es noch mehrere Jahre, so der Physiker.

AML / RK

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