Portrait einer beispielhaften Spiralgalaxie
Die ESO veröffentlicht eine neue Aufnahme der der Milchstraße ähnelnden Spiralgalaxie NGC 300.
Die ESO veröffentlicht eine neue Aufnahme der der Milchstraße ähnelnden Spiralgalaxie NGC 300.
NGC 300 wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von Australien aus von dem schottischen Astronomen James Dunlop entdeckt. Sie ist eine der auffälligsten – und uns nächsten – Spiralgalaxien am Südhimmel und bereits mit einem Fernglas leicht zu entdecken. NGC 300 befindet sich im unscheinbaren Sternbild Sculptor (der Bildhauer), das zwar nur wenige helle Sterne umfasst, dafür aber eine beachtliche Ansammlung naher Galaxien beherbergt, die Sculptor-Galaxiengruppe. Üblicherweise wird angenommen, dass NGC 300 ein Mitglied der Sculptor-Gruppe ist. Die neuesten Entfernungsmessungen haben allerdings gezeigt, dass die Galaxie wesentlich näher an der Milchstraße liegt als die meisten anderen Galaxien dieser Gruppe. Sie hängt daher eventuell nur sehr locker mit der Gruppe zusammen.
Abb.: Aufnahme der am Südhimmel gelegenen Spiralgalaxie NGC 300 mit dem Wide Field Imager. (Bild: ESO)
ESO-Teleskope haben aus dieser Gruppe bereits NGC 55 (eso0914), NGC 253 (eso1025, eso0902) und NGC 7793 (eso0914) abgelichtet. Während viele Galaxien zumindest Andeutungen einer irregulären Form zeigen, scheint NGC 300 bemerkenswert “normal” zu sein. Für die Astronomen ist sie daher ein ideales Beispiel, um den Aufbau und die Zusammensetzung von Spiralgalaxien ähnlich unserer Milchstraße zu studieren.
Das Bild von NGC 300 wurde aus vielen Einzelaufnahmen mit verschiedenen Farbfiltern erstellt, die im Laufe zahlreicher Beobachtungsnächte über mehrere Jahre hinweg mit dem Wide Field Imager (WFI) am La Silla-Observatorium der ESO in Chile gewonnen wurden. Die Gesamtbelichtungszeit betrug nahezu 50 Stunden. Zweck der ausgedehnten Beobachtungskampagne war das sorgfältige Kartografieren der Sterne in dieser Galaxie. Dabei wurden aber nicht nur die Sterne gezählt und in Kategorien einsortiert, sondern auch Gebiete oder einzelne Sterne identifiziert, die eine nähere Untersuchung wert sind. Aufnahmen der Galaxie mit Filtern, die nur das Licht von Wasserstoff oder Sauerstoff durchlassen, machen die unzähligen Sternentstehungsgebiete entlang der Spiralarme von NGC 300 deutlich sichtbar: Im Bild erscheinen sie als rötliche Flecken. Mit seinem großen Gesichtsfeld von 34 mal 34 Bogenminuten (das entspricht in etwa der Fläche, die der Vollmond am Himmel einnimmt) ist der Wide Field Imager für die Astronomen das ideale Instrument, um ausgedehnte Objekte wie NGC 300 zu untersuchen. Aus den bei diesen Beobachtungen gesammelten Daten werden sich in Zukunft mit Sicherheit noch weitere Untersuchungsmöglichkeiten ergeben.
NGC 300 hat eine Reihe weiterer interessanter astronomischer Phänomene zu bieten, die mit anderen ESO-Teleskopen näher untersucht worden sind. Kürzlich haben ESO-Astronomen dort das am weitesten entfernte bekannte stellare Schwarze Loch entdeckt - eines der massereichsten stellaren Schwarzen Löcher überhaupt (eso1004) – das zusammen mit einem heißen und hellen so genannten Wolf-Rayet-Stern ein Doppelsternsystem bildet. NGC 300 und die oben bereits erwähnte Galaxie NGC 55 umkreisen sich gegenseitig sehr langsam und kommen sich dabei näher. Die beiden Galaxien stehen am Anfang eines langwierigen Verschmelzungsprozesses (eso0914). Die derzeit beste Abschätzung der Entfernung von NGC 300 haben Astronomen aus Beobachtungen am Very Large Telescope auf dem Paranal-Observatorium der ESO abgeleitet (eso0524).
ESO Science Outreach Network
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PH