Positiver Null-Test
Atomuhren in USA und Europa bestätigen Prinzip der lokalen Positionsinvarianz.
Die Entwickler von immer genaueren Atomuhren haben nicht nur eine exakte Zeitmessung im Sinn. Mit ihren Uhren lassen sich auch grundlegende physikalische Prinzipien, die sich aus Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie ergeben, überprüfen. Physiker am National Institute of Standards NIST in Boulder lieferten nun eine der genauesten Bestätigungen solcher Prinzipien am Beispiel der lokalen Positionsinvarianz. Dieser Aspekt des Äquivalenzprinzips besagt, dass es für ein nicht der Schwerkraft unterworfenes Experiment keine Rolle spielt, wo und wann es ausgeführt wird.
Abb.: Einsteins Gedankenexperiment: Die Erde fällt wie ein frei fallender Fahrstuhl im Gravitationsfeld der Sonne. Alle nicht der Schwerkraft unterworfenes Experimente müssen unabhängig vom Ort auf der Erde identisch ablaufen. (Bild: K. Rechin, NIST)
Bijunath Patla und seine Kollegen von der NIST-
Abb.: Am National Institute of Standards in Boulder steht diese Atomuhr, die zum Vergleich mit elf weiteren Atomuhren in den USA und Europa genutzt wurde. (Bild: G. Wheeler, NIST)
Für diesen „Null-
Die Wissenschaftler verglichen die über 14 Jahre aufgezeichneten Frequenzschwankungen. Ihre Analysen ergaben, dass die Frequenzverläufe miteiander sogar unter winzigen Schwankungen der auf sie wirkenden Gravitation synchronisiert waren. Der Standort – Europa oder USA – führte also in keiner Weise zu überraschenden Abweichungen der Frequenz. So konnten die Patla und Kollegen die Unabhängigkeit von der Art der Atomuhr und von der Position auf der Erde über einen langen Zeitraum mit einer fünffach höheren Genauigkeit bestimmen als in früheren Vergleichsversuchen. Laut der Allgemeinen Relativitätstheorie beträgt die Abweichung der Taktfrequenzen theoretisch Null. Diesem Wert kam nun das Vergleichsexperiment mit β = (2,2±2,5) × 10-7 so nahe wie kein Versuch zuvor.
In ihrer Analyse betrachteten die Physiker auch den Einfluss des Jupiters auf das auf der Erde wirkende Gravitationsfeld. Der Effekt erwies sich jedoch als vernachlässigbar klein im Vergleich zu der experimentell minimalen Unsicherheit. Das könnte sich jedoch mit weiteren Vergleichen noch genaueren Atomuhren, die etwa auf optischen Übergängen in Ytterbium- oder Strontiumatomen beruhen, ändern. „Diese Tests fundamentaler Physik sind ein Vorteil von immer präziseren Atomuhren“, sagt Bijunath Patla.
Diese Studie belegt, dass präzise Atomuhren geeignet sind, die Aussagen der Relativitätstheorie am Beispiel der lokalen Positionsinvarianz zu überprüfen. Damit gesellen sich die Vergleiche von Frequenzverläufen von Atomuhren ein in die lange Reihe von Tests der Allgemeinen Relativitätstheorie und der darauf basierenden Prinzipien wie etwa die direkte Messung von Gravitationswellen, der Gravitationsrotverschiebung oder der exakten Vermessung der Umlaufbahnen von Planeten.
Jan Oliver Löfken
Weitere Infos
Weitere Beiträge
DE