Proteasom im Portrait
Neues Verfahren liefert hochaufgelöste dreidimensionale Modelle komplexer Zellstrukturen.
Bösartige Krebszellen wachsen nicht nur schneller als die meisten Körperzellen. Sie sind auch besonders abhängig vom zellulären Müllverwerter, dem Proteasom, das ausgediente Proteine zerlegt. Bei der Behandlung mancher Krebsarten macht man sich das zunutze: Patienten werden unter anderem mit Inhibitoren behandelt, die das Proteasom blockieren. Der folgende Entsorgungsstau lässt die Krebszelle schließlich absterben. Forscher haben das humane Proteasom nun in zuvor unerreichtem Detail in 3D sichtbar gemacht und den Mechanismus entschlüsselt, mit dem Inhibitoren das Proteasom hemmen. Ihre Erkenntnisse sind wegweisend, um wirksamere Proteasom-
Abb.: Parallele Röntgenstrahlen klären die Struktur des Proteasoms präzise auf (oben rechts). Bei der chemischen Reaktion von Inhibitor und Proteasom entsteht ein 7-Ring (unten), was für neue Therapeutika interessant ist. (oben links; Bild: H. Sebesse / MPIBPC)
Wie genau zelluläre Maschinen wie das Proteasom funktionieren, lässt sich nur verstehen, wenn man ihren räumlichen Aufbau im Detail kennt. Mit seinen mehr als 50.000 Atomen ist der tonnenförmige Müllverwerter für Strukturbiologen allerdings eine echte Herausforderung. Wissenschaftlern um Ashwin Chari vom Göttinger Max-
Im nächsten Schritt bestimmten die Forscher außerdem die Struktur des Proteasoms gebunden von vier verschiedenen Inhibitoren, die bereits klinisch im Einsatz sind oder derzeit in Studien getestet werden. „Dank der stark verbesserten Auflösung im Vergleich zu früheren Proteasom-
Ein wichtiges Detail entdeckten die Wissenschaftler im sogenannten aktiven Zentrum des Proteasoms, an dem der zelluläre Müll abgebaut wird und an dem sich auch die Inhibitoren anlagern: Anders als bisher gedacht, entsteht bei der chemischen Reaktion von Inhibitor und Proteasom eine 7-Ring-
Der Erfolg des Projekts ist das Ergebnis interdisziplinärer Teamarbeit. So arbeiteten für das Projekt Strukturbiologen, Physiker, Kinetiker und Biochemiker des MPI für biophysikalische Chemie, des EMBL in Hamburg und der Universität Göttingen zusammen und entwickelten verschiedene innovative Verfahren.
Mithilfe neuer Methoden gelang es Fabian Henneberg und Jil Schrader, Nachwuchswissenschaftler in Starks Abteilung und Erstautoren der jetzt erschienen Arbeit, die Proteasomen äußerst rein herzustellen und daraus hochqualitative Kristalle des Komplexes mit und ohne gebundenem Inhibitor zu züchten.
Die besondere Reinheit der Proben und die Qualität der Kristalle waren eine entscheidende Voraussetzung, die räumliche Struktur des Müllverwerters derartig detailliert aufklären zu können. Auch das Verfahren zur Aufreinigung und Kristallisation meldeten die Wissenschaftler bereits zum Patent an. „Die Methode, mit der wir das Proteasom aufreinigen und mit und ohne Inhibitor kristallisieren, ist außerdem einsetzbar, um neue Wirkstoffe auf ihre Eignung als Proteasom-
Eine zweite entscheidende Voraussetzung für den Erfolg des Projekts war die Brillianz des Röntgenlichts. Dieses lieferte die EMBL-
MPIBPC / DE