Protonentransport aufgedeckt
Infrarot-Absorption bringt Licht in die Bewegung von Protonen durch Proteine.
Der Transport von Protonen durch Proteine spielt eine entscheidende Rolle für bioenergetische Vorgänge wie der Atmung und der Fotosynthese. Von den Erkenntnissen erhoffen sich die Wissenschaftler ein tieferes Verständnis von Elementarreaktionen in der Biologie. Den Beleg für die Protonenbewegung konnte nun eine Kollaboration erbringen: Eine Gruppe um theoretischen Physiker Roland Netz vom Fachbereich Physik der Freien Universität konnte sie präzise in Computersimulationen vorhersagen, und Joachim Heberle und seinen Mitarbeitern gelang es experimentell, sie am Beispiel eines Proteins zu bestätigen, das in der Zellmembran von Bakterien vorkommt.
Abb.: Kristallstruktur von Bakteriorhodopsin mit drei blau gekennzeichneten Wassermolekülen (Bild: J. O. Daldrop et al.)
Der Transport von Protonen spielt eine essenzielle Rolle für zahlreiche biologische Zellfunktionen: In fast allen am Protonentransport beteiligten Proteinen finden sich kleine Wassercluster, also Ansammlungen von wenigen Wassermolekülen, die eine zentrale Funktion für die im Detail unbekannten Transportmechanismen besitzen. Wasser ist ein exzellenter Protonenleiter. Diese Eigenschaft wird auch in elektrochemischen Bauteilen ausgenutzt, etwa in Brennstoffzellen.
Die Biophysiker untersuchten verschiedene mögliche Formen molekularer Wassercluster in Computersimulationen, jeweils mit und ohne zusätzliches Proton. Durch diese Herangehensweise konnten sie zeigen, dass die für protonierte Wassercluster typische kontinuierliche Infrarot-
Es gelang den Wissenschaftlern, diese Eigenschaft experimentell für das Protein Bakteriorhodopsin mittels infraroter Strahlung nachzuweisen. Bakteriorhodopsin kommt in Bakterien vor und pumpt unter Bestrahlung mit Licht Protonen durch die Zellmembran. Die Forscher konnten die Orientierung eines im Protonentransfer beteiligten Wasserclusters in dem Protein auf diese Weise erstmalig bestimmen. Sie gehen davon aus, dass sich ihre Methode auf eine Reihe weiterer Proteine anwenden lässt, die bei der Atmung und der Fotosynthese eine Rolle spielen. Dies könnte die Erkenntnisse über die Mechanismen des biologischen Protonentransfers entscheidend voranbringen.
Die Arbeiten werden gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Sonderforschungsbereichs „Proteinfunktion durch Protonierungsdynamik“ (SFB 1078), dessen Sprecher Joachim Heberle ist. Innerhalb dieses Forschungsverbunds wird die Rolle der Protonierungsdynamik in der Proteinfunktion auf physikalisch-
FU Berlin / DE