Quantenkommunikation zwischen Satellit und Erde
Lasersystem an Bord eines Mikrosatelliten ebnet Weg für globales Quantenkommunikationsnetz.
Mit Laserlicht lässt sich die Datenrate zwischen Satelliten und Erde im Vergleich zu Funkwellen drastisch erhöhen. Wissenschaftler aus Japan gingen nun einen Schritt weiter und tauschten einen intrinsisch abhörsicheren Quantenschlüssel zwischen einem verblüffend kleinen Satelliten und einer Bodenstation in Koganei nahe Tokio aus. Das Experiment könnte die Grundlage für ein über Quantenkryptographie gesichertes globales Kommunikationsnetz bilden.
Abb.: Der Socrates-Mikrosatellit (links) mit dem Lasermodul für den Versand der verschränkten Photonen (rechts; Bild: NICT).
Masahide Sasaki und seine Kollegen vom National Institute of Information and Communications Technology nutzten für ihr Experiment einen Quantentransmitter an Bord des nur fünfzig Kilogramm schweren Mikrosatelliten Socrates. In diesem Transmitter konnten aus infraroten Laserpulsen über einen Strahlteiler miteinander verschränkte Photonenpaare erzeugt werden. Über die beiden Polarisationsebenen – stellvertretend für digitale Basiswerte 0 und 1 – generierten sie einen Quantenschlüssel. Jeweils ein Photon wurde aus der etwa 740 Kilometer hohen Umlaufbahn gen Erde geschickt. Insgesamt bezifferten die Forscher die versendete Datenrate mit zehn Millionen Bits pro Sekunde.
Mit einem Ein-Meter-Teleskop konnten die Laserpulse in der Bodenstation des NICT wieder aufgefangen, an einen Quantenreceiver übermittelt und dort ausgelesen werden. Allerdings wurde das Lichtsignal in der Atmosphäre wegen der Streuung und Absorption der Photonen stark geschwächt. Außerdem konnten mit dem Teleskop nicht alle Photonen des stark aufgeweiteten Laserstrahls aufgefangen werden. Dennoch reichte der Nachweis von durchschnittlich einem Zehntel Photon pro Laserpuls aus, um einen Quantenschlüssel mit zufälliger Länge in der Bodenstation empfangen zu können.
Möglich wurde dieser Nachweis mit einer ausgeklügelten Synchronisation zwischen dem sieben Kilometer pro Sekunden schnellen Satelliten und der Bodenstation. Für das Senden und Empfangen des Quantenschlüssels genügte den Forschern eine gut zwei Minuten währende Datenverbindung zwischen Satellit und Erdoberfläche während der Socrates-
Im Sommer 2016 gelang es auch einer Forschergruppe aus China, miteinander verschränkte Photonenpaare über einen Satelliten in zwei mehr als tausend Kilometer voneinander entfernten Bodenstationen nachzuweisen. „Doch unser Mikrosatellit wiegt nur ein Zehntel des chinesischen Satellitens“, hebt Sasaki den wesentlichen Vorteil seines Ansatzes heraus. Für den Aufbau eines globalen Quantenkommunikationsnetzes ist das von zentraler Bedeutung. Denn die Transportkosten für einen fünfzig Kilogramm leichten Mikrosatelliten schlagen lediglich mit etwa zwei Millionen Euro zu Buche. Der Start eines Halbtonnen-
Der Pilotversuch belegt, dass ein quantenkryptographisch verschlüsselter Datentransport mit Photonen zwischen Orbit und Erdoberfläche zu vertretbaren Kosten möglich ist. Mit weiteren Verbesserungen möchten nun Sasaki und seine Kollegen die übermittelte Datenrate noch weiter erhöhen. Auch in anderen Staaten wie den USA und Deutschland wird intensiv an der Laserkommunikation – teils auch quantenverschlüsselt – zwischen Erde und Satelliten gearbeitet.
Mit günstigen Mikrosatelliten könnten sich nicht nur staatliche Einrichtungen, sondern auch Unternehmen den Aufbau eines Netzes mit Dutzenden von Satelliten leisten. So erwartet Sasaki, dass binnen des kommenden Jahrzehnts bis zu viertausend solcher Satelliten in unteren Erdumlaufbahnen kreisen könnten. Forscher des MPI für die Physik des Lichts in Erlangen gingen gemeinsam mit der Firma Tesat-
Jan Oliver Löfken
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RK